Ausstellungen

Guck mal, Rokal

aus dem Eisenbahn-Magazin 8/93, S. 87
(in alter Rechtschreibung belassen)

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors Jörg Werner vom 19. Februar 2003


1973 ist sie vom Markt verschwunden. Jetzt, zwanzig Jahre später, ist sie schon reif für's Museum.
Eine Ausstellung im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern erinnert an die Rokal-Modelleisenbahn.


Wagenvielfalt von ROKAL

Der Zweite Weltkrieg war zu Ende. Im zerstörten Deutschland herrschte wirtschaftliche Not. Keine Zeit, um an Spielzeug zu denken? Doch, Eugen Engelhardt dachte daran. Er wollte eine Modelleisenbahn schaffen, und er wußte sich zu helfen: -...den dreischenkligen Anker habe ich aus normalem Konservendosenblech zurecht gefeilt - die vier Spurräder hat mir eine Schlosserei aus einem Messingteil auf einer Drehbank abgedreht, die war so groß, daß man getrost echte Eisenbahnräder darauf hätte fertigen können - die Übersetzungsräderentnahm ich einem alten Wecker- die Achsen waren Stricknadeln - den Holzkörper habe ich in mühsamer Arbeit selbst geschnitzt den Schornstein darauf geleimt - und mit Schuhwichse schwarz gefärbt..." So beschreibt Engelhardt die Entstehung eines ersten Handmodells von "Baby 1001", wie das Lokmodell getauft wurde. Mit diesem Handmuster zog er dannzu Robert Karmann, der im niederrheinischen Lobberich Armaturen produzierte, und überzeugte ihn, in die Modellbahnherstellung einzusteigen. Bis 1949 entwickelte Engelhardt seinen ersten Zug, zudem Gleise und Schalteinrichtungen.


"Baby 1001" war das erste Modell vom Niederrhein.

Damit fing alles an: das Handmuster von Eugen Engelhardt

1950 präsentierte RO(bert) KA(rmann), L(obberich) seine Modelleisenbahn als "Eisenbahn auf der Tischplatte" (table top) im Maßstab 1:120 erstmals auf der Nürnberger Spielzeugmesse. Die einzige TT-Produktion in der Bundesrepublik war geboren. Für zwanzig Jahre war sie präsent. Im Maßstab war Rokal nahezu konkurrenzlos - dieTT-Bahn von Zeuke in Ostberlin fand ihre Käufer fast ausschließlich im Osten. Doch gerade die fehlende Konkurrenz mag ein Grund dafür gewesen sein, daß die Fertigungstechnik bei Rokal hinter den Standards der anderen Hersteller zurückblieb. Als Robert Karmanns gesamtes Unternehmen nach seinem Tod in Schwierigkeiten geriet, übernahm 1970 Röwa die Rokal-Produktion, machte aber nichts daraus. 1973 verschwand Rokal endgültig vom Markt, und damit kam auch für die Nenngröße TT praktisch das Aus im Westen Deutschlands. Ihre Anhänger waren fortan auf die Angebote von einigen Kleinserienherstellern und Arbeitsgemeinschaften angewiesen. Die Ausstellung in Kommern präsentiert nahezu alle von Rokal gefertigten Modelle. Selbst das erste "Handmuster" von "Baby 1100V ist zu bewundern. Es fehlen weder der "Rheingold-Express" aus dem Jahr 1953, noch die in Kooperation mit Zeuke hergestellten Wagen - Modelle aus der Rokal-"Endzeit". Zu sehen ist auch die Lok, die von vielen Rokal-Anhängern als das schönste Modell der Firma angesehen wird: die Dampflok der Baureihe 85. Ergänzt wird die Schau mit Dokumenten und Fotos aus der Firmengeschichte. Und natürlich gibt's auch eine Anlage. Diese haben ehemalige Rokal-Mitarbeiter, die auch viele Informationen zur Ausstellung lieferten, gebaut.


Lok der Baureihe 85: Viele halten sie für ROKALs schönstes Modell

Der Modellbahner mag aus seiner Perspektive einiges an der Ausstellung vermissen. So wäre es sicherlich schön, auch einige der Formen zu sehen, die seinerzeit von Röwa übernommen worden sind und die jetzt bei Roco in Salzburg liegen sollen. Zumindest erwähnt werden hätte sollen, daß sich spätestens seit der Wende und den Anstrengungen der Berliner TT-Bahnen Zeuke wieder einiges bewegt in Sachen TT. Aber das war nicht das Interesse der Ausstellungsmacher: Sie hatten mehr die Darstellung eines interessanten Stücks rheinischer Firmengeschichte im Blick. Das sollte den Modellbahn-Interessierten freilich nicht hindern, sich die Schau anzusehen. Er wird viel Interessantes entdecken und sich manchmal verwundert die Augen reiben. Denn viele Modelle, die heute auf Modellbahners Wunschliste stehen, fanden sich im Rokal-Programm. Zu sehen ist die Ausstellung im Rheinischen Freilichtmuseum

Kommern bis zum März 1994.

jöw


 

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