Eisernes Buch
der Gemeinde Lobberich (1929)

- Schlußwort -

Seiten 254-255

eisernes Kreuz

Es ist harte, furchtbare Wirklichkeit, was seit Beginn dieses großen Weltbrandes geschah. Und doch klingt das wie eine Sage, wie ein Heldenlied aus ferner, grauer Zeit. Wie ein Mythos, in dem die Menschheit ihr Gleichnis dessen kleidete, wessen Menschenwille und Menschenkraft fähig sind, um das Übermenschliche zu vollbringen, das Unmögliche möglich zu machen.

Der größte Teil Europas, fast ganz Asien, ganz Afrika, ganz Australien, fast ganz Nordamerika und halb Südamerika überzogen Deutschland mit Krieg. Mehr als zwölfhundert Millionen Menschen stürzten sich auf ein friedlich in ihrer Mitte lebendes Kulturvolk von 67 Millionen und seine nicht zahlreichen Verbündeten.

Das russische und das britische Weltreich, das chinesische Riesenreich, die japanische Weltmacht des Ostens, der amerikanische Erdteil, die einen halben Erdteil umfassende Ländermasse Brasiliens, das Königreich Rumänien, mit einer Ausnahme der ganzen Balkan, Portugal, Haiti, Liberia, ein Gewimmel von Staaten und Raubstaaten hinterdrein, sie alle reichen sich die Hand, um im Namen der Kultur des Land Gutenbergs und Goethes, Luthers und Kants, Schillers und Beethovens, Richard Wagners und Robert Kochs zu vernichten.

Man holte die Wilden aus dem Herzen Afrikas, schleppte die Inder über das Meer, bewaffnete die Rothäute, schiffte die Siamese ein, bot die Marokkaner und Madagassen auf, ließen die Kosaken los, stellten die Kalmücken und Kirgisen ein. Die Buren schwangen sich in den Sattel, die Kanadier griffen zur Flinte, die Australier nahmen Abschied von Weib und Kind, die Yankees rührten die Trommel, die Neuseeländer verließen Heim und Haus, alles in einem irren Massenschrei: Über den Rhein! Über die Weichsel! Nach Berlin! Nach Berlin!

Niemals, solange das Gedenken der Menschen zurückreicht, wurde ein Volk einer solchen Härtung durch das Schicksal unterworfen, wie Deutschland in den großen Weltkriege. Es war die schwerste Belastungsprobe, die je die Gemeinschaft eines Volkes in Waffen gegen einen zehnfach überlegenen Feind zu bestehen hatte. Unerreichbar groß stand Deutschland im Weltkrieg im Glanze seiner Waffentaten. Helden waren die Führer, ein Held war der letzte Soldat. Machtvoll, überragend, erwies sich sein unzerstörtes Wirtschaftsleben, dass wie ein Uhrwerk sich fast mechanisch auf die Bedürfnisse des Krieges umstellte. Dem deutschen Geist wuchsen in der Not die Flügel und ungeahnte Erfindungen setzten gerade dort ein, wo die Sorge der großen Fragezeichen für die kommende Zukunft stand. Das Größte aber, was das deutsche Volk geleistet hat, ist der deutsche Opfermut, der nie erlahmte, der Not und Hunger still auf seine Schulter nahm und sie ohne Klagen und Murren trug, weil das Vaterland es erforderte. So hat noch kein Volk ausdauernd gedarbt, geopfert, geblutet wie Deutschland in diesen Weltkrieg.

Und wenn die Gerechtigkeit die Herrin der Weltgeschichte ist und bleibt, so muss ihm nach all diesen übergroßen Entbehrungen auch wieder eine Zeit gesegneter Arbeit und froher Zukunft beschieden sein. Und so mag es immerfort aus jedem deutschen Herzen in festen Entschlossenheit klingen und einst am 1. August 1914:

„Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt.“

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Es ist der Gemeindeverwaltung Herzensbedürfnis, allen denen zu danken, die an dem „Eisernen Buche“ mitgearbeitet haben. Vor allem gebührt dem stud. Herrn Heinrich Schenken in Lobberich besonderen Dank für die großen Verdienste, die er sich durch die eifrige Zusammentragung der notwendigen Unterlagen und durch die Mitarbeit bei der Abfassung des Buches erworben hat.


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