Eisernes Buch
der Gemeinde Lobberich (1929)

- Zeichnungen der Kriegsanleihen in Lobberich -

Buch S. 23ff

eisernes Kreuz

Die finanzielle Lage Deutschlands im Jahre 1914 verdient besonders rühmend hervorgehoben zu werden. Sie reißt die Welt zur Bewunderung hin, wenn auf Grund der in früheren Kriegen gemachten Erfahrungen die Kosten des Weltkrieges in Anschlag gebaucht werden. Im russisch- japanischen Kriege musste Russland für den Mann und Tag 10 Mark aufbringen; im deutsch- französischen Kriege berechnete man die Ausgaben für den Mann und Tag auf 6 Mark. Da war bei Ausbruch des Weltkrieges 1914 angesichts der verteuerten Lebenslage damit zu rechnen, dass pro Kopf und Tag ein Aufwand von 10 Mark erforderlich war. Legte man dieser Berechnung eine am Kriege beteiligte Truppenmacht von 3 Millionen Köpfen zugrunde, so ergab sich für den Krieg ein jährlicher Kostenaufwand von rund 11 Milliarden Mark.
Von dieser Summe war ein Hauptteil, mit einem Achtel des Gesamtbetrags nicht zu hoch berechnet, schon in den ersten Wochen der Mobilmachung fällig, da der Aufmarsch und die Armierung der Festungen bedeutende Summen in Anspruch nahmen. Diese rein militärischen Mobilmachungskosten erhöhten sich weiterhin noch durch den gesteigerten Bedarf von Handel, Industrie und Landwirtschaft, der dem Geldmarkt zu befriedigen blieb, sowie durch die Geldrüstung, die das Zurückziehen von Guthaben, Spargeldern und Depositen nötig machte. Nahm man die Geldbedürfnisse von Handel, Industrie und Landwirtschaft mit 1000 Millionen Mark und die Rückforderungen von 2600 Millionen Mark an, so ergab sich ein Gesamtbedarf von 2600 Millionen Mark, der für die erste Mobilmachungswoche eines europäischen Krieges vorhanden war.

Wir hatten die Beruhigung, dass die finanzielle Leistungsfähigkeit Deutschlands, die in Frankreich in damaliger Zeit häufig angezweifelt wurde, so hoch entwickelt war, dass die Deckung der entsprechenden Bedarfsquote dem deutschen Geldwesen keine Schwierigkeiten bereitete. War doch unser Volksvermögen im Laufe der langen Friedensjahre in ungewöhnlichem Grade gestärkt. Nach einer Schätzung Schmollers aus dem Jahre 1902 war das deutsche Nationalvermögen damals mit 200 Milliarden Mark anzunehmen, und seither konnte man gut und gern mit einer durch die Ersparnisse bedingten Anreicherung von 2- 3 Milliarden Mark im Jahre rechnen. Berücksichtigt man dabei noch die Wertzuwachssteigerung, so ist eine Schätzung des deutschen Nationalvermögens auf 240 Milliarden Mark kaum zu hoch gegriffen. Fügt man weiter hinzu, dass das Gesamteinkommen des deutschen Volkes jährlich auf rund 30 Milliarden Mark zu berechnen war, so hatten wir die beruhigende Sicherheit, dass Deutschland finanziell auf alle Fälle gerüstet, und dass das deutsche Volk nach Maßnahme seines Einkommens und Vermögens durchaus in der Lage war, die Lasten eines Krieges zu tragen. Aber das deutsche Volk war nicht nur befähigt, die Kosten eines Krieges zu tragen, es war auch gewillt dazu.

Am 12. September 1914 erschien in der Lobbericher Zeitung „Rhein und Maas“ der Aufruf:

Zeichnet die Kriegsanleihen!

Wir stehen allein gegen eine Welt in Waffen. Vom neutralen Ausland ist nennenswerte finanzielle Hilfe nicht zu erwarten, auch für die Geldbeschaffung sind wir auf die eigene Kraft angewiesen. Diese Kraft ist vorhanden und wird sich betätigen, wie draußen vor dem Feine, so in den Grenzen des deutschen Vaterlandes jetzt, wo es gilt, ihm die Mittel zu schaffen, deren es für den Kampf um seine Existenz und seine Weltgeltung bedarf.
Die Siege, die unser herrliches Heer schon jetzt in West und Ost errungen, berechtigen zu der Hoffnung, dass auch diesmal, wie einst nach 1870- 71, die Kosten und Lasten des Krieges schließlich auf diejenigen fallen werden, die des Deutschen Reiches Frieden gestört haben.
Vorerst aber müssen wir uns selbst helfen.
Großes steht auf dem Spiele. Noch erwartet der Feind und unserer vermeintlichen Schwäche sein Heil. Der Erfolg der Anleihe muss diese Hoffnung zerstören.
Deutsche Kapitalisten! Zeigt, dass Ihr vom gleichen Geiste beseelt sein wie unserer Helden, die in der Schlacht ihr Herzblut verspritzen! Deutsche Sparer! Zeigt, dass Ihr nicht nur für Euch, sondern auch für das Vaterland gespart habt! Deutsche Korporationen, Anstalten, Sparkassen, Institute, Gesellschaften, die Ihr unter dem mächtigen Schutz des Reiches erblüht und gewachsen seid! Erstattet dem Reiche Euren Dank in dieser schicksalsschweren Stunde! Deutsch Banken und Bankiers! Zeigt, was Eure glänzenden Organisation, Euer Einfluss auf die Kundschaft zu leisten vermag!
Nicht einmal ein Opfer ist es, was von Euch verlangt wird! Man bietet Euch zu billigem Kurse Wertpapiere von hervorragende Sicherheit mit ausgezeichneter Verzinsung!
Sage keiner, dass ihm die flüssigen Mittel fehlen! Durch die Kriegsdahrlehnskassen ist im weitesten Umfange dafür gesorgt, dass die nötigen Gelder flüssig gemacht werden können. Eine vorübergehende kleine Zinseinbuße bei der Flüssigmachung muss heute jeder vaterländisch gesinnte Deutsch ohne Zaudern auf sich nehmen. Die Deutschen Sparkassen werden den Einlegern gegenüber, die ihr Sparguthaben für diesen Zweck verwenden wollen, nach Möglichkeit in weitherziger Weise auf die Einhaltung der Kündigungsschriften verzichten.“
Diesem schloss sich die Bekanntmachung des Reichsbankdirektoriums an:
5%ige Deutsche Reichsschatzanweisungen, 5%ige Deutsche Reichsanleihe, unkündbar bis 1. Oktober 1924. (Kriegsanleihen.)
Zur Bestreitung der durch den Krieg erwachsenen Ausgaben werden 5prozentige Reichsschatzanweisungen und 5prozentige Schuldverschreibungen der Reichsanleihe hiermit zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt. Zeichnungen werden bis einschließlich Sonnabend, den 19. September, mittags 1 Uhr, entgegengenommen. Die Schatzanweisungen werden in Höhe von 1000000000.- Mark aufgelegt.
Berlin, im September 1914.
Reichsbank- Direktorium.

Wie herrlich bewies nun das deutsche Volk seine Vaterlandsliebe!
Wie opferfreudig eilte es zu den Banken und Kassen, um seine Ersparnisse dem Vaterland zur Verfügung zu stellen! Großes in Zeichnung von Kriegsanleihen leistete unsere Heimatgemeinde. Nachstehende Angaben sichern Lobberich ein Ruhmesblatt in seiner Kriegschronik.
Es wurden gezeichnet:

Auf die erste Kriegsanleihe im September 1914

Gemeindesparkasse Lobberich

200000.-

Mark

Von privater Seite

50000.-

Katholische Kirchengemeinde

30000.-

Betriebskrankenkasse der Firma Niedieck& Co

200000.-

Betriebskrankenkasse der Firma J.L. de Ball & Co Nachf.

5000.-

 

305000.-

Auf die zweite Kriegsanleihe im März 1915:

Gemeindesparkasse Lobberich

100000.-

Mark

Sparer derselben unter diesen 50000 Mark aus dem Nachlasse Bongartz)

212000.-

Katholische Kirchengemeinde

30000.-

Katholischer Stellenverein

5000.-

Betriebskrankenkasse der Firma J.L. de Ball & Co Nachf.

5000.-

Allgemeine Ortskrankenkasse für Lobberich, Brenell u. Boisheim

5000.-

Postamt Lobberich

7100.-

Lobbericher Spar- und Darlehnskassen- Verein

51900.-

 

416000.-

 

 

 

 

 

 

Auf die dritte Kriegsanleihe im Oktober 1915:

Gemeindesparkasse Lobberich

656000.-

Mark

Sparer dergleichen

200000.-

Sparkasse des katholischen Gesellenvereins

5000.-

Postamt Lobberich

12500.-

Lobbericher Spar- und Darlehnskassen- Verein

61600.-

 

935100.-

Auf die vierte Kriegsanleihe im März 1916:

Gemeindesparkasse Lobberich
(Unter diesen 24.463 Mark von Schulkindern)

439.200.-

Mark

Katholische Kirchengemeinde

10.000.-

Allgemeine Ortskrankenkasse f. Lobberich, Brenell u. Boisheim

10.000.-

Christl. Textilarbeiterverband Ortsgruppe Lobberich

3.000.-

Sparkasse des kath. Arbeitervereins St. Paulus

6.000.-

Lobbericher Spar- und Darlehnskassen- Verein

47.200.-

Postamt Lobberich

8.800.-

 

524.200.-

Auf die fünfte Kriegsanleihe im Oktober 1916:

Gemeindesparkasse Lobberich

200.000.-

Mark

Sparer derselben

383.900.-

Allgemeine Ortskrankenkasse für Lobberich, Brenell u. Boisheim

5.000.-

Postamt Lobberich

16.000.-

Lobbericher Spar- und Darlehnskassen- Verein

12.300.-

 

617.200.-

Auf die sechste Kriegsanleihe im April 1917:

Allgemeine Ortskrankenkasse für Lobberich, Brenell u. Boisheim

7.000.-

Mark

Lobbericher Spar- und Darlehnskassen- Verein

200.000.-

Zeichnungen der Lobbericher Bürgerschaft bei der
Gemeinde- Sparkasse

291.400.-

Gemeindesparkasse Lobberich

600.000.-

Postamt Lobberich

7.500.-

Schneidergenossenschaft Lobberich

300.-

 

1.106.200.-

  Auf die siebente Kriegsanleihe im Oktober 1917:

Gemeindesparkasse Lobberich

327.500.-

Mark

Postamt Lobberich

11.300.-

 

338.800.-

Auf die achte Kriegsanleihe im April 1918:

Gemeindesparkasse Lobberich

100.000.-

Mark

Sparer derselben

151.800.-

Spar- und Darlehnskassen- Verein Lobberich

150.000.-

Mitglieder derselben

47.800.-

Postamt Lobberich

4.100.-

Allgemeine Ortskrankenkasse für Lobberich, Brenell u. Boisheim

5.000.-

 

458.700.-

Auf die neunte Kriegsanleihe im Oktober 1918:

Niedieck´sche fabrik- Krankenkasse

25.000.-

Mark

Insgesamt zeichnete die Gemeinde Lobberich 4.726.200 Mark an Kriegsanleihen


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