Geschichte des Kirchenchores St. Sebastian Lobberich 1841-1941

III. Kapitel:
Der Pfarrcäcilienchor 1920-1945

Vereinsleben von 1920-1945

Auch in der bewegten Zeit der „Weimarer Republik" und des 3. Reiches führte die Gemeinschaft ein reges Leben.
Josef Bruns als 1. Vorsitzender und Heinrich Schmitz als Kassierer und Schriftführer standen mit dem Präses und Dirigenten an der Spitze des Chores. Die Proben fanden etwa ab 1920 im Gesellenhaus statt, und zwar dienstags für die Damen und freitags für die Herren. Gemischte Übungsstunden vor den Aufführungen waren stets freitags. Der Dirigent probte mit Hilfe eines Harmoniums. Eine Passage wurde stückweise vorgespielt, vorgesungen und von den Damen und Herren wiederholt. Am Ende eines Abschnittes stand dann der gemeinsame Gesang. Es wurde von 20.15 Uhr bis etwa 22 Uhr geprobt. In der Mitte lag eine Pause. Sonderproben waren selten.
In Übereinstimmung mit den Statuten von 1904 wurde im ganzen Zeitraum bei Beerdigungen von Vereinsmitgliedern auf dem Friedhof und im Totenamt gesungen. Nach 1930 starben folgende um den Verein besonders verdiente Mitglieder:

  • Jakob Heemels: Beerdigung: 17. Oktober 1932, Mitglied des Chores von der Aufgabenteilung im Jahre 1875 an (Totenzettel: 57 1/2 Jahre Mitglied)
  • Heinrich Schmitz: Todestag: 30. Oktober 1939. Er war Mitglied seit 1904. Von etwa 1920 ab Schriftführer und Kassenwart. Bis zu seinem Tode half er dem Organisten und begleitete bei mehrstimmigeri Messen mit der Orgel. Er vertonte den Offertoriumsvers von Allerheiligen „justorum animae“. Zu seinem Tode schreibt W. Frohn: „Wir verlieren eine Kraft, die nicht zu ersetzen ist. … Montag, den 30. Oktober abends um 1/2 9 Uhr während unserer Allerheiligenprobe, die er sonst am Harmonium begleitete, verschied er."
  • Josef Bruns: Todestag: 18. April 1940. Er war seit 1889 Mitglied und übernahm nach dem 1. Weltkrieg die Vereinsleitung. Er besaß bis zu seinem Tode in dieser Funktion als 1. Vorsitzender das Vertrauen des Vereins. Sein Totenzettel hält fest, daß er noch sonntags vor seinem Tode den Gregorianischen Choral im Hochamt gesungen habe.
  • Rudolf Michels: Beerdigung am 28. Dezember 1943, Mitglied seit 1883. (52)

lustiges Trio
Das lustige Trio
Jupp Frings, Wilhelm Weinfurth, Julius Feikes

Es war alter Brauch, das jährliche Cäcilienfest mit einem feierlichen Hochamt für die lebenden und gestorbenen Mitglieder und Präsides einzuleiten. Zum abendlichen Festessen gehörten die Dankesworte des Präses die Cäcilienhymne von Rathgeber oder Wiltberger, die Jubilarehrung, Liedvorträge und Sketches. Mit letzteren erfreuten die Mitglieder Julius Feikes, Wilhelm Weinfort und Jupp Frings.
Willy Peuten, von seiner Tätigkeit bei der Theaterabteilung des Gesellenvereins vorbelastet, führte die Regie. Später übernahm Josef Lenzen diese Aufgabe. Im Verlauf des 2. Weltkriege bereitete es zunehmend Schwierigkeiten ein zünftiges Essen auf den Tisch zu bringen. Matthias Hennen wußte stets einen Weg.

Im Vereinsleben nahm auch der Eiertipp nach der „Beschlut" des 40stündigen Gebetes am Osterdienstag einen wichtigen Platz ein. In einer Zeit, wo das Reisen noch schwieriger war, unternahmen die Damen und Herren Ausflüge in die nähere Umgebung, so am 30. Juli 1924 nach St. Hubert, im August 1930 nach Süchteln, am 9. August 1938 nach Hinsbeck und am 10. August 1941 nach Brüggen-Born. Man freute sich über gelegentliche Nachfeiern zu den Bezirkstreffen der Kirchenchöre. Was lag zum Beispiel näher, als nach einem solchen in Schaag (wohin man selbstverständlich zu Fuß ging) bei Wolken am Ortsausgang von Breyell einzukehren. Dort wurde gesungen, getanzt und schnell waren Damen und Herren zu einem Couplet bereit.

In unregelmäßigen Abständen kamen Gastchöre zu Besuch, so am 15. Juni 1924 der Essener Münsterchor. Ob bei dem Treffen in Lobberich Beziehungen, die in der Zeit von Eduard Istas zum Essener Männergesangverein geknüpft worden waren, eine Rolle spielten, ist nicht bekannt.
Am 9. August 1936 sang ein Kirchenchor aus Duisburg im Hochamt lateinische und deutsche Motetten. Einem gemeinsamen Ausflug folgte am Abend ein gemütliches Beisammensein mit Musik und Tanz. Noch in demselben Monat besuchten der Kirchenchor aus Wanlo und der Männergesangverein Venrath aus den Niederlanden Lobberich. Dabei wurde es 3 Uhr in der Nacht, ehe sich die Holländer losreißen konnten. Als der Kriegslärm nahe war, statteten am 6. August 1944 Kempens Kirchenchorsänger einen Freundschaftsbesuch ab. Sie sangen im Hochamt und anschließend im Marienhospital, bevor sie zu einem Spaziergang in die nähere Umgebung aufbrachen. Der Pfarrcäcilienchor hatte auch Ehrenmitglieder. Sie leisteten feste Beiträge für die Vereinskasse. Zu ihrer Erbauung wurden am 29. Februar 1930 und im selben Monat des darauffolgenden Jahres Saalveranstaltungen abgehalten.


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