Alte Lobbericher Pfarrkirche wird Rektorat


Donnerstag, 28. Januar 1956

Instandsetzung des Gotteshauses erfordert erhebliche Mittel

In den Verhältnissen, die auf die Wiederherstellung der unter Denkmalschutz stehenden alten gotischen Pfarrkirche in Lobberich von maßgeblichem Einfluß sind, ist seit Januar 1955 ein wesentlicher Auftrieb zu verzeichnen, Zu Beginn des Jahres hat die Diözese Aachen die Restaurierung der Kirche in ihr eigenes Programm einbezogen, nachdem sich der Verwaltungsrat dies Generalvikariats dazu entschlossen hatte, das alte Gotteshaus in Zukunft wieder für kirchliche Zwecke in Benutzung zu nehmen. Es soll daran gedacht sein, zur Entlastung der Pfarrkirche St. Sebastian ein Pfarrektorat einzurichten.

Der Landeskonservator, der den kunsthistorischen Wert des Bauwerkes ganz außerordentlich schätzt, hat die bisherigen Arbeiten am Turm .und Dach durch regelmäßige Zuschüsse ermöglicht, wozu im vergan:genen Jahr ein außerordentlicher Zuschuß in Höhe von 15 500 DM durch die Landesregierung gewährt wurde. Auch in diesem Jahr wurden aus dem Denkmalfonds wieder 10 000 DM in Aussicht gestellt. Mit diesem Betrag und zusätzlichen Mitteln, die die Diözese zur Verfügung gestellt hat, werden augenblicklich die besonders gefährdeten Deckengewölbe abgestützt und instandgesetzt Die Spezialfirma Schluhn aus Gangelt führt diese Arbeiten für ca. 18 000 DM aus.

Die Wiederherstellung des Gewölbes ist deshalb vordringlich, weil durch das Fehlen der Fenster Wind und Wetter ungehindert im Innern der Kirche ihr Zerstörungswerk fortsetzen konnten und eine große Gefahr dadurch entstanden war, daß durch Seitendruck in die Hohlräume eine Einsturzgefahr aufgekommen war, die nun durch die Gewölbearbeiten behoben wird.

In diessem- Jahr - sollen noch die Fenster die Kirche eingesetzt werden und zwar im historischen Maßwerk, dessen Ausführung zwar teuer ist, auf das aber im Interesse der normtreuen Wiederherstellung der alten gotischen Kirche nicht verzichtet werden kann. Erst dann kann mit den umfangreichen Innenarbeiten begonnen werden. Auch ihre Durchführung ist abhängig von dem Fließen der erforderlichen Mittel aus dem Denkmal- und Grenzlandfonds und dem Etat der Diözese Aachen.

Rektor Josef Budde befaßte sich auf der letzten „Stammtischrunde" sehr anschaulich und eingehend mit den Altären der alten Pfarrkirche, die - wie auch das ganze Bauwerk - der Nacht vom 1. zum 2. März 1945 durch Arie-Beschuß sehr gelitten haben. Die Altäre konnten leider nur zum Teil gerettet werden und sollen bei der Instandsetzung des Gotteshauses nach Möglichkeit wieder im alten Stil aufgebaut werden.

Der Hochaltar ist ein Barockholzaufbau aus dem Jahre 1767. Bei der Renovierung der Kirche im Jahre 1901 wurde eine Inschrift gefunden, die dieses Datum bestätigt. Zwischen je zwei Säulen in der mittleren Nische steht eine Holzfigur der Jungfrau. Maria. Ueber ihr schweben zwei Engel mit einer Krone.

Die Krönung des Ganzen bildet ein Baldachin, von dem Strahlen ausgehen. Dieser hat als Abschluß eine Krone. Unter dem Baldachin erscheint, von, Engelsköpfen umgeben, Gott Vater mit Szepter und Weltkugel. Ueber den Seitentüren stehen die Holzfiguren des hl. Sebastian und des hl. Josef. Der hölzerne Mantel, der die. uralte Steinmensa des Hochaltars umschließt, ist bei der Renovierung der Kirche im Jahre 1710 angefertigt worden. Das Antependium vor der Mensa konnte gesichert werden, und befindet sich im Besitze der Gemeinde Lobberich. Es ist ein Geschenk der Grafen von Bocholtz; es wurde zuletzt auf der Lobberic:hier Jubiläumsausstellung im September 1954 gezeigt.

Der leider stark beschädigte Hochaltar ist nach seiner Beschädigung in viele Teile zerlegt woden. Im Kreise war er der einzige nachweisbare Altar mit Baldachinaufbau. Er war unter den im 19. Jahrhundert aufgebauten Barockaltären wohl noch der letzte mit Baldachinaufbau.

In der alten Kirche befinden sich ferner als Seitenaltäre der Marienaltar und der Antoniusaltar, dann noch sein Nebenaltar der hl. Anna. Die Figur der Anna Selbdritt ist unter dem Frauenturm in der Pfarrkirche St. Sebastian in Lobberich untergebracht.

Rektor Budde sprach dann über die beiden Grundformen des Barockaltars, und zwar über den Baldachin- und den Retabel-Altar. Die erste Form fand ihr für die ganze Periode verbindliches Vorbild, im Altar Berninis (1598 bis 1680) über der Konfessio von St. Peter in Rom. Sie wurde am Niederrhein fast ausschließlich unter dem direkten Einfluß höfischer Kunst (so in Brühl und Köln) ausgeprägt. Der Einfluß der sich von Köln aus verbreitenden Kunstart ist beim Hochaltar der alten Kirche als sicher anzusehen, weil die Pfarrer der alten Kirche salbe von Kloster Knechsteden kamen und an der Kölner Universität studiert hatten. Im Jahre 1767 als der Hochaltar gebaut wurde, war Franz Konstantin Broich, gebürtig aus Köln, Pfarrer von Lobberich.

Die zweite Form, der Rietabel-Altar, setzte die Traditihn des Mittelalters fort und fand seine weithin befriedigende Auswirkung im flandrisch-Antwerpener Raum. Zu dieser Art gehört der wieder in neuerstandener Pracht hergerichtete Altar der Paterskirche zu Kempen..

Ein in der „Stammtischrunde" rundgereichtes Bild veranschaulicht sehr deutlich die Form und Gestalt des Hochaltars. Die GN konnten erfreulicherweise aus ihrein Archiv eine Federzeichnung des verstorbenen Lobbericher Malers Otto Terstappen abdrucken, die den Hochaltar und den Antoniusaltar recht wirkungsvoll darstellt. Leider sind weitere ansprechende Bilder der Altäre nicht vorhanden Rektor Buddle bittet daher, noch vorhandenes Bildmaterial vom Innern der alten Kirche der „Stammtischrunde" zur Auswertung leihweise zur Verfügung stellen zu wollen.


Abschiedsbesuch bei St. Sebastians Krippe


Motiv der Komposition: Ankunft und Anbetung der Könige

Die Krippe in St. Sebastian ist immer noch modern genug, um damit eine anziehende, künstlerisch-stimmungsvolle Wirkung zu erreichen. Diesen Beweis liefert auch das diesjährige Gesamtbild. Der Komponist muß freilich mit den einzelnen Teilen umzugehen wissen und sie auf eine bestimmte Idee auszurichten sich bemühen. Das Bild ist einheitlicher gefaßt ab früher. Da drängte sich die Darstellung von Bethlehem als „Hintergrund" allfzu wuchtig auf. Als Sonderbild störte sie stark die Stimmung der Krippe und des Vorgeländes. Die Stadt, jetzt durch Grün abgedeckt, ist mehr in die Ferne gerückt und tritt nur in wesentlichen Teilen hervor. Durch ein torartiges Beiwerk ist ihre Verbindung mit Stall und Hirtenfeld hinreichend angedeutet. Mehr als Anbetung und Huldigung der Könige selbst ist ihre Ankunft am Ziel betont. Man sieht, wie sie sich dafür eigens fertig gemacht haben. Die Aufmerksamkeit der Hirten und ihrer Herde ist etwas von der Krippe abgelenkt und dem ankommenden Zuge und seiner königlichen Pracht zugewandt. Unter den Schafen ist ein leichtes, geheimnisvolles Durcheinander entstanden. Nur einige grasende stört der seltsame Besuch nicht. Die übrigen blinzeln mehr oder weniger mit fragendem Staunen auf den heiligen Zug. Zwei kleine lassen sich auch durch den Kamelführer vor ihren Füßen nicht aus der Ruhe bringen. Ein staunend und neugierig erhobener Blick genügt ihnen. Sogar dicht vor der Krippe liegend müssen sich welche überzeugen, wer denn da kommt. Ein junger Hirt vergißt sein Spiel. Sein kniender Kamerad wagt einen Seitenblick zum königlichen Greis. Maria und Josef verharren, ungestört in sich versunken, wie erlesene Gefäße der Hin-gabe und Anbetung. Ein geheimnisvoll verhaltener Rhythmus geht durch das Gesamtbild. Nur das Kamel fällt drastisch aus dem Rahmen heraus. Es zeigt seine vollbepackte Flanke und wendet mit erhobenem Kopf den Blick eindringlich zu den Besuchern: „Da sind nun auch wir!" So hat das Ganze mehrfach eine etwas realistische Note. Am schönsten und andachtsvollsten ist die Wirkung des Gesamtaufbaus bei nur seitlicher Scheinwerferbeleuchtung. Dann kontrastiert das Licht um die Krippe wirkungs- und bedeutungsvoll zum Dämmer des Hirtenfeldes, und die gebrochenen Eigenfarben, der Figuren gehen weicher ineinander über; die Personen selbst kommen mehr zu ihrem Recht. Und über dem Ganzen: welch 'eindringliche Mahnung aus dem Rund des Fensters an die Betrachter: Auch ihr sollt mir Zeugen sein, wie Bethlehem, die Hirten und Könige es waren!

Bevor wir wieder für ein Jahr von unserer Krippe scheiden, muß unseres Mitarbeiters, des Meisters Martin H. dankbar gedacht werden, der stetes hilfsbereit zur Verfügung steht, wenn er zu solchen Arbeiten gebeten wird. Dr. F.


Intensive Werbung jugendlicher Mitglieder


Kreissängertag 1956 in Lobberich

Zu der Bezirkstagung des Sängerkreises Linker Niederrhein im Kolpinghaus Lobberich konnte Bezirksvorsitzender Josef Hommes (Breyell) neben den zahlreichen Vertretern der Gesangvierte ine auch den Kreisvorsitzenden Lüttges (Krefeld) wie die Geschäftsführerin Frau Benninghoff (Willich) begrüßen. Nach einem Rückblick auf die Konzerte und Veranstaltungen der Bezirksvereine im vergangenen Jahr konnte der Vorsitzende bekanntgeben, daß auf seinen Antrag hin der Kreissängertag am 17. März, 16.15 Uhr, im großen Saal des Kolpinghauses in Lobberich genehmigt worden sei.

Kreisvorsitzender Lüttges gab die Veranstaltungen des kommenden Jahres bekannt, wobei: er auch auf das Bundesfest in Stuttgart hinwies. B3 steht bereits fest, daß eine Abordnung des MGV „Hoffnung" Lobberich an diesem teilnehmen wird. Derselbe Verein hat zu seinem Konzert am 14. April den Baß-Solisten Kenneth Spencer verpflichtet. MGV „Cäcilia" Schaag führt am 25. März (Palmsonntag) im Kolpinghaus Lobberich das Oratorium von Händel „Der Messias" auf. Neu zum Sängerkreis Niederrhein kam der MGV „Eintracht" Boisheim.

Vorsitzender Josef Hommes, der einstimmig ierneut für drei Jahre wiedergewählt wurde, empfahl noch die intensive Werbung jugendlicher Mitglieder, was nicht nur außerhalb des 'Vereins, sondern auch in diesem geschehen müsse. Vorbildlich sei hier die Haltung des Chorleiters Marx, der nach den Proben immer noch Zeit finde, sich gerade der Jugendlichen anzunehmen.


MGV „Hoffnung" wieder im alten Vereinsheim


Auf dem am 16. Januar 1956 stattgefundenen Probeabend des MGV „Hoffnung" 1863 wählten die Mitglieder für ihre weitere Vereinstätigkeit die Gaststätte „Ewige Lampe" (Willi Kreuels) als Vereinslokal. Der Verein fühle sich nach langen Ueberlegungen - so wurde uns vom Vorstand der „Hoffnung" erklärt - zu diesem Schritt gezwungen, da dem Verein durch den Verkauf des Saales des bisherigen Vereinslokals, Hotel Dammer, die Probemöglichkeit genommen worden sei .

Das Vereinsleben der "Hoffnung" als ältesten. aktiven Lobbericher Gesangsvereins hat sich - nach den Aufzeichnungen des Chronisten - in den verschiedensten Lobbericher Gaststätten abgespielt.

Gegründet wurde der Verein bekanntlich in der alten Hasenkox'schen Wirtschaft auf der Sassenfelder Straße (dort wo heute die Gaststätte „en tet Broekske steht) doch wählte man damals die Wirtschaft Rollbrocker (heute Doerkesstift in der Kempener Straße) zum 1. Vereinslokal. Als die Gaststätte dort aufgehoben wurde, verlegte man das Vereinslokal zur Wirtschaft Martin Brackelmannis am Markt und später nach Johann Brackelmanns auf der Kempener Straße. Eine langjährige Heimstätte (1872-1885) fand der Verein bei Heinrich Zanders am Busch (heute Möbelgeschäft Josten, Süchtelner Straße).

Von 1885 bis zum Jahre 1945 hat der ere mit kurzer Unterbrechung (1929-1932, Hotel Kessels -Bellenberg), also weit über 50 Jahre in der „Ewige Lampe" gastiert. Im Jahre 1945 wählte man, das Hotel Straeten auf demMarkt als Vereinslokal, wo der Verein bis zur Vermietung des Lokals an das Möbelgeschäft Hegholz im November 1953 blieb. Für die weitere Vereinstätigkeit zog man dann in das Hotel Dammer auf der Hochstraße und nunmehr nach dem jüngsten Beschluß der Mitglieder wieder in die „Ewige Lampe", wo inzwischen die Proheabende aufgenommen worden sind.


Münzfund wurde geprüft


Die in der verflossenen Woche in Lobberich in der Bruchstraße gefundenen Münzen aus dem 17. und 19. Jahrhundert sind inzwischen geprüft worden. Es handelt sich bei der Münze von 1650 um einen sogenannten Alburs oder Weißpfenenig, die im 17. und 18. Jahrhundert in Preußen und Brabant in Kurs war. Auch die belgische Münze von 1830 mit der Aufschrift „Leopold Premier, Roi Des Belges'' List eine Münze, die nach 1815 in unserer Gegend als Zahlungsmittel galt. Damals kursierten am linken Niederrhein auch spanisch-niederländische Münzen. Die übrigen Münzen sind leider stark zersetzt.

Die Bleisiegelreste stammen unzweideutig von Urkunden her. Möglich ist, daß im vorigen Jahrhundert die Siegel von Urkunden durch Jugendliche, die ihren Wert nicht kannten abgeschnitten und zum Spielen benutzt wurden. Auf diese Art und Weise ist nach Auffassung des Rektors Josef Budde, der sich eingehend mit Urkunden und Siegeln aus Lobberichs Vergangenheit befaßt hat, manche wertvolle Urkunde verlorengegangen.


Ausgrabungen in der Alten Kirche


Rektor Budde teilte mit, daß Dr. Dr. Albert Steegger, Burg Linn, wegen Durchführung von Ausgrabungen in der Lobbericher Alten Kirche mit dem Provinzialkonservator Rücksprache genommen hat. Es liegt augenblicklich eine Anfrage beim Landesmuiseum vor, um die Ausgrabungsgenehmigung zu erwirken.


Erneuter Lobbericher Schachsieg


Der Lobbericher Schachklub trug am vergangenen Sonntag sein 3. Meisterschaftsspiel aus. Gegner war die zweite Mannschaft von St. Tönis. Nach kurzer Begrüßungsansprache durch den Vorsitzenden des Lobbericher Schachklubs setzte man sich in dem neu entstandenen Klubzimmer der Gaststätte Dohrnes an die Bretter. Mit welcher Entschlossenheit gekämpft wurde, lassen so richtig die beiden Partien von Hintzen und Lühken erkennen, die fast volle 5 Stunden dauerten.

Die Ergebnisse im einzelnen lauten, die Lobbericher zuerst genannt:

Kosman - Müller 1:0,
Kosman, der es zu Anfang sehr schwer hatte, setzte seinen Gegner nach prachtvollen Kombinationszügen schließlich matt.

Hintzen Bienert 1:0,
Hintzen wollte dieses Mal nicht enttäuschen und kämpfte im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Löwe. Als nach fünfstündiger Spieldauer die Partie praktisch unentschieden war, nahm Bienen das von Hintzen angebotene Remis nicht an. Kurze Zeit darauf machte Bienert einen Fehlzug den Hintzen sofort geschickt ausnutzte, so daß Bienen sich zur Aufgabe gezwungen sah.

Jakobs - Meindl 1:0,
Jakobs gewann alsbald eine Qualität und hatte dadurch keine allzu große Mühe mehr mit seinem Gegner.

Nelissen - Funken 1:0,
da Funken nicht antrat, kam Nelissen zu einem kampflosen Punkt.

Hubertz - Goos 0:1,
Hubertz, der am Vorsonntag den ersten Pluspunkt für Lobberich gebucht hatte, mußte die Ueberlegenheit seines Gegners anerkennen und diesmal als erster einen Minuspunkt für seine Mannschaft eintragen.

Lühken–Kitzen 0:1
Lühken hatte es mit einem Gegner zu tun, der ihn in seiner bekannten Ruhe noch übertraf und das war ihm anscheinend doch zuviel. Vier Stunden lang griff Lühken an und hatte bereits auch gute Vorteile, als er plötzlich die Uebersicht verlor und eine Niederlage nicht mehr abwenden konnte.

Kother - Nöbels 0:1,
Kother konnte die ständigen Angriffe von Nöbels nicht restlos abwehren und mußte, sich geschlagen bekennen.

Baak - Richter 1:0,
durch schöne Kombinationsarbeit gewann Baak schließlich 2 Bauern, wovon er einen zur Dame machen konnte, worauf sein Gegner die Waffen streckte. Das Gesamtergebnis lautete 5:3 für Lobberich.


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GN