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Donnerstag, 06. Januar 2005


AST: Alle sind traurig


Systemänderung stellt vor allem Senioren vor große Probleme: Ende der Mobilität

Von Daniela Veugelers

Nettetal. Zum Leidwesen vieler Nettetaler Bürgerinnen und Bürger stellt die Stadt Nettetal am kommenden Sonntag, 9. Januar, ihr Anruf-Sammel-Taxi (AST) um. Bisher waren Fahrten auch über die Ortsteilgrenzen innerhalb von Nettetal möglich - jetzt gibt es nur noch Fahrten innerhalb des jeweiligen Stadtteils. Die Umstellung war aus Sicht der Nettetaler Stadtverordneten notwendig geworden, da alleine im vergangenen Jahr die Stadt rund 130.000 Euro an Zuschuss für die billigen "Ersatztaxifahrten" zahlen musste. Und der Zuspruch für das AST wuchs ständig - in den vergangenen zwei Jahren um rund 15 Prozent.

So zog die Politik die Notbremse, weil die Kosten weiter explodierten. Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet die Umstellung eine einschneidende Veränderung in ihrem Leben. Die Schaagerin Margarete Prockrandt (61) muss als chronisch kranke Patientin einmal im Monat zu ihrem Hausarzt nach Fongern. Von Schaag aus kann ich ab Hubertusplatz den Bus

nehmen, allerdings fahre ich dann bis zum Lambertimarkt und von dort gibt es, keinen Bus nach Fongern. Zu Fuß kann ich nicht laufen, da ich einen Rollator habe und zwei orthopädische Schuhe, mit denen ich kaum 100 Meter laufen kann." Anders sieht die Situation bei der Lobbericherin Irena Mikula aus. Sie muss zur Frühschicht um 6 Uhr in Maria Helferin am Schwanenhaus sein. Da dort kein Bus hält, fuhr sie bisher mit dem AST. Wenn ich mit dem ersten Bus aus Lobberich los fahre, bin ich um 6.17 Uhr am Kaldenkirchener Marktplatz und von dort komme ich nicht mehr weiter zu meiner Arbeitsstelle".

Die bisherigen Versuche eine Ausnahmegenehmigung bei der Stadt zu erhalten, schlugen fehl. Bürgermeister Christian Wagner unterstrich im, Gespräch mit den GN noch einmal die Vorzüge von ASII "So ein Angebot Wie bei uns findet sich nicht in.den anderen Kommunen."

Ab kommenden Montag sind mit dem Anruf-Sammel-Taxi nur noch
Fahrten innerhalb eines Stadtteils möglich Für viele Kunden bedeutet
dies den Abschied von der Mobilltät.
Foto: Gabriele Aust

Nettetaler Bürgerinnen und Bürger schildern in den GN ihre Probleme mit der Umstellung des AST-Fahrplans

Nettetal (dv). Mikula arbeitet schon seit zwölf Jahren als Erzieherin (Gruppenleitung) im Behindertenheim in der Nähe der holländischen Grenze. "Ich fordere von der Stadt doch keine Extrawurst, nur mit der AST-Umstellung ist mir die Möglichkeit genommen worden, pünktlich zu meiner Arbeitsstelle zu kommen. Wenn ich solch einen Plan umstelle, muss ich mir doch auch Gedanken um die Berufstätigen machen", so die Betroffene.

Die Lobbericherin ist sich sicher, dass eine Vielzahl von Arbeitern ohne eigenes Auto pünktlich zum Schichtbeginn in den Gewerbegebieten von Kaldenkirchen und Leuth sein müsse. "Die einzige Alternative ist zurzeit für mich, mit dem Fahrrad zu fahren. Wir haben aber doch Winter und ich muss gestehen, ich habe Angst alleine im Dunkeln über die Feldwege nach Leuth zu fahren". Vor allem versteht die alleinerziehende Mutter von drei Kindern nicht, "warum ich bei der Stadt betteln muss, um zu meiner Arbeitsstelle zu gelangen." Die Lobbericherin hofft nun, dass man im Zuge einer Fahrplanumstellung zumindest eine Buslinie in der Nähe der Arbeitsstelle einrichten kann.

Die Leutherin Dagmar Nostheide ist zu 80 Prozent sehbehindert und besuchte einmal in der Woche ihre Mutter im Curanum Altenheim in Lobberich. "Durch die Umstellung des AST-Taxis bin ich sehr in meinem Leben eingeschränkt. Da ich die Busfahrtzeiten nicht erkennen kann und auch nicht weiß, wie ich zum Altenheim zu Fuß gelange, werde ich mich deutlich umstellen müssen." Für sie ist diese Umstellung keine bürgerfreundliche Aktion und "damit haben alle Parteien noch im Wahlkampf geworben."

Neben den Bürgerinnen und Bürger sind auch die drei Nettetaler Taxiunternehmen Kurdi, Janssen und Höpfner schwer betroffen. Seit der Einführung des AST im Jahre 1992 läuft die Zentrale über das Breyeller Taxiunternehmen Höpfner. "Damals haben wir der Stadt zugesagt, alle AST-Kunden bevorzugt zu behandeln, damit diese nicht warten müssen", erläuterte Reinhilde Höpfner. Somit haben alle Unternehmen einen Großteil ihrer Kundschaft verloren. Höpfner beförderte alleine 1.800 Fahrgäste für das AST im Monat. "Durch die Umstellung rechnen wir mit einem Einbruch der Fahrten, so dass nur noch ein Drittel der Kundschaft übrig bleibt", rechnet die Unternehmerin vor.

Am meisten ärgert die Taxifahrerin, dass sie noch im Oktober bei der Stadt angefragt hatte, ob sich etwas im Fahrplan ändert - das wurde verneint. Bei einem Gespräch am 18. Dezember in it dem Bürgermeister wurden die Taidunternehmen vor vollendete Tatsachen gestellt. "Ich habe mir vor kurzem drei neue Autos angeschafft. Ich weiß nicht, was ich mit denen jetzt noch tun soll, denn ich kann doch nicht innerhalb von drei Woche meinen ganzen finanziellen Plan umstellen". Die Unternehmerin rechnet zu dem damit, nach der ersten Monatsbilanz einige Fahrer entlassen zu müssen.

Die Leuther Hannelore und Helmut Arentz wohnen in ihrein Haus in der Plankenheide (nähe Poelvensee). Helmut Arentz ist schwer Herzkrank und mass jede Woche zum Facharzt nach Lobberich oder ins dortige Krankenhaus. Hannelore Arentz musste aufgrund einer Sehschwäche ihren Führerschein abgeben. Bisher fuhren beide zuerst mit dem Krankentransport und seit 2004 mit dem AST zum Arzt. Mit der jetzigen Umstellung, fühlen sich beide überfordert. "Zu uns fährt seit Jahren kein Bus mehr und ich kann auch nicht in Leuth einkaufen, sondern muss mindestens nach Kaldenkirchen fahren. Zudem können wir uns als Rentner nicht zweimal in der Woche eine Taxidfahrt leisten", beschwert sich Hannelore Arentz. Die Leutherin versteht nicht, warum die Außengebiete nicht vom AST ausgenommen wurden. Wir wohnen hier weit ab und ich habe das Gefühl, dass auf uns Rentner bei dieser Neuerung keine Rücksicht genommen wurde." Als Lösung würde sie sich einen Kleinbus für die Randgebiete wünschen.

Auch die Schaagerin Margot Gerth (78) und ihr Ehemann wohnen im Kreuzgarten in, einem Randbereich. Ihr Sohn lebt seit rund zehn Jahren im Behindertenheim in Lobberich. Bisher fuhr er am Wochenende mit dem AST zu seinen Eltern - dies fällt nun aus. "Da meinem Mann ein Auge fehlt, haben wir nie ein Auto besessen und Geld für ein Taxi zweimal in der Woche haben wir als Rentner nicht", so die Betroffene. Neben der fehlenden Bushaltestelle gibt es auch keine Einkaufsmöglichkeiten. "Wenn mir ein Politiker vorschlagen würde umzuziehen, dann würde,ich ihn fragen ob er sein Haus gerne wegen so einer Sache aufgaben würde", so Margot Gerth gegenüber den GN.

Nach den geschilderten Fällen drängt sich der Eindruck auf, dass mit der Umstellung mal wieder die Ärmsten der Armen getroffen wurden.


Rettungswache klagt gegen Dienstvereinbarung


Nettetal (dv). In einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Oktober 2003 wurde festgelegt, dass der Rettungsdienst "nur" 48 Stunden arbeiten muss. In Nettetal indes herrscht bis zum 1. Januar 2006 (dann soll die Änderung des Arbeitsgesetzes durch den Deutschen Bundestag in Kraft treten) eine sogenannte Dienstvereinbarung. Diese schreibt fest, dass die städtischen Bediensteten der Nettetaler Rettungswache 54 Wochenstunden leisten müssen.

Drei der 15 Mitarbeiter der Rettungswache legten nun beim Arbeitsgericht Krefeld Beschwerde gegen dieses Vorgehen ein. Ein erstes Schlichtungsgespräch scheiterte, beim nächsten Termin am 25. Januar soll eine Entscheidung gefunden werden.

"Die Regelung der Arbeitsund Bereitschaftszeiten ist schon lange umstritten", weiß Norbert Müller vom städtischen Rechtsamt. "Nach deutschem Recht gibt es eine gesetzlich festgelegte Übergangsfrist, in der festgeschrieben ist, dass die bisherigen Vereinbarungen weiter bestehen", so Müller, Im Rahmen des Schlichtergespräches beim Arbeitsgericht wurde allerdings deutlich, dass die Gegenseite die europäische Rechtssprechung als Status quo zu Grunde legt und von daher auf ihr Recht pocht.

"Sollte das Arbeitsgericht für die Kläger entscheiden, so bedeutet dies nur, dass festgeschrieben steht, dass die Mitarbeiter der Rettungswache schon jetzt nur 48 Stunden arbeiten müssen", erläutert Müller. Sollten die Kläger allerdings vom Arbeitsgericht Recht bekommen, so muss die Stadt mindestens eine halbe Arbeitskraft mehr einstellen. Dies wurde auch in der neuen Gebührenbedarfsrechnung der Stadt berücksichtigt. "Wir haben diese Maßnahme eingeplant, nicht weil wir damit rechnen zu verlieren, sondern weil wir bei einem ungünstigen Urteil lange Zeit keinen Einfluss mehr auf die Gebührensatzung haben und so die Mehrkosten nicht umlegen könnten", unterstreicht Müller.

Er betonte allerdings, dass die drei Kläger weder bei der Änderung der Dienstvereinbarung im Jahr 2000 noch im Oktober 2002 Einspruch erhoben hätten.


21 Meter Stahl über die L 373


Radwegebrücke über die L 373 soll Mitte des Jahres fertig gestellt sein / Neuer Lärmschutzwall

Nettetal. Die Bauarbeiten für die Fuß- und Radwegebrücke über die L 373 in Höhe des Neubaugebietes am Wasserturm in Lobberich sind schon weit fortgeschritten. Die Brücke besteht aus einer Stahlkonstruktion von 21 Meter Länge, die auf Betonwiderlagern aufliegt. Die Breite der Fahrbahn auf der Brücke beträgt 2,40 Meter. Beidseitig führen Rampenanlagen in Erdbauweise auf die Brücke hinauf. Der in diesem Bereich auf die Umgehungsstraße einmündende Wirtschaftsweg bleibt erhalten. Bauherr der Brücke, die Mitte 2005 fertig sein soll, ist die Stadt Nettetal. Die Gesamtkosten betragen 542.000 Euro, davon entfallen 188.000 Euro auf die Brücke. Die Stadt erhält für den Bau der Radwegebrücke Mittel des Landes NRW zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur nach den Förderrichtlinien Stadtverkehr im Rahmen der EUROGA 2002 plus. Die Gesamtkosten werden zu 70 Prozent gefördert.

Mit der neuen Fuß- und Radwegebrücke wird ein wichtiger Lückenschluss im überregionalen Radwegenetz hergestellt. Innerhalb der EUROGA 2002 plus wird dabei der Lobbericher Stadtring an die EUROGA-Radroute Querspange Q6" angebunden. Über diesen Weg kann die Hauptroute des EUROGA Radwanderweges erreicht werden. Die Brücke verbindet künftig die Erholungsgebiete am Fuß der Süchtelner Höhen mit dem Lobbericher Stadtkern.

Die neue Radwegebrücke über die L373 in Höhe der Neubaugebietes "Am Wasserturm" in Lobberich soll Mitte diesen Jahres fertig gestellt werden. Der Bau der Brücke kostet 188.000 Euro.
Foto: Daniela Veugelers

Auch viele Bürger im Bereich des Neubaugebietes  am Wasserturm werden den  mit dieser Verbindung ein hergehenden Gewinn an Wohn- und Freizeitqualität zu schätzen wissen. Das Neubaugebiet wird von zwei Hauptgrünzonen geprägt. Eine Grünzone verläuft in Nord-Süd-, eine in West-OstRichtung. Beide Grünzonen enthalten Fuß- und Radwege, die über die Brücke einen direkten Anschluss an die umgebende Landschaft und die Naherholungsgebiete herstellen.

Insbesondere für Familien mit Kindern bietet sich so künftig die Möglichkeit zu einer sicherren Querung der stark befahrenen Umgehungsstraße L 373. Im Zusammenhang mit dem Bau der Brücke werden, von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Viersen mbH (WFG) auch die im Rahmen der Erschließung des Wohngebietes geplanten restlichen Lärmschutzwälle und -wände entlang der Umgehungsstraße verwirklicht. Anschließend hieran wird sich die Gestaltung der Grünzüge innerhalb des Gebietes anschließen.


"Wir müssen uns einig sein"


Am 22. Mai sind alle in Nettetal lebenden Ausländer zur Wahl des Ausländerbeirates aufgerufen

Von Daniela Veugelers

Breyell. Nachdem die Wahl zum Ausländerbeirat in Nettetal nicht im November - wie in einigen anderen Städte stattfand - steht nun ein neuer Wahltermin fest: Bürgermeister Christian Wagner teilte mit, dass alle in Nettetal ansässigen Ausländer am 22. Mai aufgerufen sind, eine neue Vertretung zu wählen, Die Terminverzögerungen hatten sich aufgrund von fehlenden Unterschriften ergeben. Der gebürtige Türke Bekar bezeichnete selbst im Interview mit den GN die Situation, als "insgesamt sehr schwer". Vor allem die Bildung einer weiteren Gruppe erschwere die Mobilisierung der potentiellen Wählerinnen und Wähler. "Wie mir zur Zeit bekannt ist, formiert sich eine zweite Vereinigung, die gegen uns bei der Wahl antreten will", so Bekar.

Gemeinsam mit seiner Nettetaler Migranten Vereinigung (NMV) setzt sich der Breyeller Bekar für eine Integration der hier lebenden Ausländer ein. Das vorrangige Ziel des Vereins ist "die Förderung der Integration und des interkulturellen Dialogs", wie es in der Satzung steht.

Die Nettetaler Migranten Vereinigung wurde im Mai vergangenen Jahres gegründet und hat mittlerweile 16 aktive Mitglieder. Die NMV ist eine Migrantenselbstorganisation zum Zwecke der Förderung der Integration und des interkulturellen Dialogs. Seine Aktivitäten liegen in den Bereichen Beratung, Informationsangebote und kulturelle Aktivitäten. Die Tätigkeitsfelder umfassen Politik, Wirtschaft, Kultur, Soziales, Bildung, Sport und Religion.

Zur Wahl am 22. Mai sind alle Wahlberechtigten, die mindestens 16 Jahre, mindestens drei Monate wohnhaft in Nettetal, mindestens ein Jahr rechtmäßiger Aufenthalt in Deutschland und Inhaber eines ausländischen Passes, zugelassen. Intensive Kontakte pflegt die NMV unter anderem zur Türkischen Elternvereinigung.

Bei der Wahl will die NMV 13 Sitze aus ihren Reihen besetzten, Trotz des vermutlichen Gegenwindes einer zweiten Wählergruppe will sich Bekar nicht entmutigen lassen: "Unsere Herausforderung besteht darin, alle Gruppen zusammen zu führen, denn unser Ziel der Integration muss höher stehen, als alle persönlichen Befindlichkeiten". Denn ein großes Problem sieht der Breyeller auf seine Landsleute zukommen: Wie können wir die Integration fördern, wenn wir uns untereinander noch nicht einmal einig werden"?

Am 22 Miut tritt der gebürtige Türke Osman Bekar (Mitte)
mit Mitgliedern der Nettetaler Migranten Vereinigung (NMV) zur Wahl des Ausklinderbeirates an.


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