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Siebzehntes Kapitel.

Kirchliche Zugehörigkeit Lobberich's.

Nach der ältesten Urkunde gehörte Lobberich zur Erzdiozöse Köln. Der kölnische Erzbischof Evergerus welcher vom Jahre 984 bis 999 regierte, trat die Kirchen von Tieglau (Tegelen), Ludbach (Lobberich) und Venloe an die Diözese Lüttich ab, wogegen er von der Lütticher Diözese die Kirchen von Gladbach und Royda (Rheydt) erhielt.

Bis zum Jahre 1561 blieb Lobberich mit der Diözese Lüttich vereinigt, wurde dann aber mit der neu errichteten Diözese Roermond verbunden. Bekanntlich hatte die damalige, höchst mangelhafte kirchliche Organisation der Niederlande zahlreiche Uebelstände herbeigeführt, zu deren Abhülfe vor allem eine Umgestaltung der kirchenlichen Einteilung und eine Vermehrung der Bistümer erforderlich war. Schon Karl V. und auch die früheren burgundischen Herzoge hatten diesen Plan gehegt, dessen Ausführung der genannte Kaiser seinem Sohne Philipp bei Abtretung der niederländischen Provinzen dringend empfohlen haben soll. Zu diesem Ende knüpfte König Philipp im Jahre 1558 durch Franz Sonnius, später Bischof zu Antwerpen, in Rom Unterhandlungen an, und erwirkte, nach langen und reiflichen Beratungen eine vom 12. Mai 1559 datierende Bulle des Papstes Paul IV., nach welcher fortan die Jurisdiktion der auswärtigen Bischöfe in den Niederlanden aufhören, jede Provinz in Zukunft einen Bischof erhalten, aus der Gesamtheit der Bistümer 3 Erzbistümer errichtet, und alle insgesamt dem Erzbischof von Mecheln, als den Primas der Niederlande, untergeordnet werden sollten. Das Erzbistum Mechelen bildete man aus den sechs Diözesen Antwerpen, Gent, Brüggen, Ypern, Roermonde und Herzogenbusch.

Eine Bulle des Papstes Pius IV vom 7. August 1561 bestimmte die Ausdehnung und Einteilung des Bistums Roermonde, dem man das Oberquartier Geldern, (Quartier Roermond) einen Teil des Quartiers Nymegen, das Land Euyck, die Grafschaft Horn und das Land Valkenburg überwies. Die neue Diözese wurde in die neun Dekanate Valkenburg, Weerth, Montfort, Erkelenz, Kessel ...., Krieckenbeck, Geldern, Nymegen .....eingeteilt. Zum Dekanate Krickenbeck gehörten die Pfarrbezirke

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Grefrath, Herongen, Hinsbeck, Leuth, Lobberich, Velden, Venlo, Viersen, Wachtendonk und Wankum. Die Stadt Roermonde wurde zum Sitz des Bischofs bestimmt und die dortige hl. Geistkirche zur Kathedrale erhoben. An Stelle der hl. Geistkirche wurde j.J. 1661 die bisherige Pfarrkirche zur Kathedrale bestimmt. Wilhelm Lindanus ward zum ersten Bischofe ernannt und am 4. April 1563 durch den Kardinal Granvell, Erzbischof von Mecheln, zu Brüssel als solcher geweiht. Infolge der i.J. 1566 ausgebrochenen Unruhe und der seitens der geldernschen Landstände erhobenen Schwierigkeiten konnte jedoch seine feierliche Einführung erst am 11. Mai 1569 in Roermonde stattfinden, nachdem Herzog Alba den dortigen Magistrat ernstlich hierzu aufgefordert hatte. Mehrmals mußte der Bischof wegen der damaligen Kriegsereignisse seinen Wohnsitz verlassen, aber unverdrossen und mit neuem Mute kehrte er zu seiner schwierigen Aufgabe wieder zurück. Lindanus war unstreitig der gelehrteste und thatkräftigste unter den Männern, welche den Bischofsstab zu Roermonde getragen haben. Er trat mit der ganzen Wärme seine religiösen Gemütes und mit der ganzen Energie seines Charakters gegen die in jener verwirrungsvollen Zeit herrschende große Sittenlosigkeit auf, beseitigte eingeschlichene Mißbräuche und wußte dem religiösen Leben einen neuen Aufschwung zu geben. Die Bischöfe von Roermond waren:

Wilhelm Lindanus, welcher i.J. 1588 zum Bischof von Gent ernannt wurde, aber gleich nachher starb. Nachdem die Diözese Roermond 8 Jahre lang durch Gregor Chering, Dechanten der Kathedrale, als Generalvikar war verwaltet worden, folgte ihm:

  • Heinrich Euyckius von 1596 - 1611.

  • Jakob a Castro von 1611 - 1639.

  • Andreas Creusen von 1651 - 1657.

  • Eugen Albert d'Allamont von 1659 - 1666.

  • Lancelott de Gottignies, welcher jedoch vom Bistum nicht Besitz ergriff.

  • Reginald Cools von 1677 - 1700.

  • Angelus Graf 'dOngenies und d'Estrées von 1702 bis 1722

  • Franz Ludwig Sanguessa von 1722 - 1741.

  • Josef Anselm Franz Werbrouck von 1743-1745.

  • Johann Anton von Robiano v. 1745 - 1769.

  • Heinrich Johann von Kerens 1769 - 1772.

  • Philipp Damian Marquis von Hoensbroeck von 1775 - 1793.

  • Johann Baptist Robert Freiherr von Velde de Melroy, welcher 1794 die Diözese verlassen mußte.

Der Bischof von Roermonde führte den Titel Primas von Gelderland und Archidiakon von Utrecht. Bei der Teilung des Oberquartiers Geldern (Quartier Roermond) zwischen Oesterreich, Preußen und den Generalstaaten (Holland) im Frieden zu Utrecht 1713 blieb die Diözese Roermond unverändert fortbestehen.

Bei Ankunft der Franzosen i.J. 1794 verließ der kurz zuvor ernannte letzte Bischof von Velde de Melroy die Stadt Roermonde und begab sich nach Münster, sodann nach Erfurt, später wieder nach Münster und Emmerich, von wo aus er seine oberhirtlichen Pflichten ausübte, bis er i.J. 1801 infolge einer Aufforderung des Papstes auf denjenigen Teil seines Bistums verzichtete, der an Lüttich und Aachen überging.

Infolge des am 16. Juli 1801 zwischen Papst Pius VII. und dem ersten Konsul Napoleon Bonaparte abgeschlossenen Konkordates fand eine neue Einteilung der Bistümer und Pfarreien Frankreichs statt. Gemäß dem am 4. Mai 1802 für die 5 rheinischen Departemente verkündigten Gesetze über die Organisation des Kultus wurde für die katholischen Einwohner des Roer- und des Rhein- und Mosel-Departements das Bistum Aachen errichtet und dieses mit den Diözesen Namu, Tournay, Trier, Gent, Lüttich und Mainz dem Erzbistum Mecheln untergeordnet. Die bisherige Einteilung der Dekanate blieb unverändert fortbestehen. Erster Bischof der neuen Diözese Aachen wurde Markus Antonius Berdolet, ein geborener Elsässer aus Colmar, welcher am 25. Juli 1802 von seinem Stuhle Besitz ergriff. Nach dessen Tode, am 13. August 1809, ernannte Napoleon am 22. Oktober 1810 zum Nachfolger Johann Dionysius Franz Le Camus, bisherigen Generalvikar von Meaux, welcher am 16. Januar 1814, als der Glücksstern des Kaisers Napoleon I. dem Erlöschen nahe war, die Flucht nach Paris ergriff, wo er schon am 26. April 1814 das Zeitliche segnete. Seitdem blieb der bischöfliche Stuhl bis zur Aufhebung der Diözese unbesetzt und wurde bis dahin die Verwaltung von den beiden Kapitelvikaren Fonk und Klinkenberg geführt.

Nach langen Unterhandlungen zwischen dem Papste Pius VII. und dem preußischen Könige Wilhelm III. erfolgte eine neue kirchliche Organisation für die katholische Bevölkerung unseres Landes, gemäß der Bulle "de salute animarum" vom 16. Juli 1821, die am 23. August desselben Jahres Gesetzeskraft erhielt. Die bisherige Diözese Aachen wurde aufgehoben und das

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Erzbistum Köln mit den Suffragen-Bistümern Trier, Münster und Paderborn gebildet.

Bischöfe von Münster sind seitdem:

  • Ferdinand Freiherr von Lünick, von 1821-1825.

  • Caspar Maximilian Freiherr v. Droste-Bischering, (vordem 1795-1825 Weihbischof von Münster 1) von 1826 - 1846

  • Georg Kellermann, nicht inthronisiert gest. 1847.

  • Johann Georg Müller, von 1847 - 1870.

  • Johann Bernhard Brinkmann, von 1870 - 1889. Und

  • Hermann Dingelstadt (aus Bracht) von 1890 bis ad multos annos!

Die Diözese Münster erhielt vom ehemaligen Bistum Aachen die Kantonal-Pfarreien Calcar, Cranenburg, Dülken, Geldern, Goch, Kempen, Moers, Rheinberg, Wankum, Wesel und Xanten nebst ihren Succursal- und Annex-Kirchen, jedoch mit Ausnahme der auf niederländischem Gebiet gelegenen. Im Herbste 1837 wurde auch eine neue Dekanats-Verfassung für den rheinischen Teil der Diözese Münster erlassen und derselbe in die 7 Land-Dekanate Wesel, Rees, Cleve, Calcar, Xanten, Geldern und Kempen eingeteilt. Zum Dekanate Kempen gehören die Pfarreien Amern St. Anton, Amern St. Georg, Boisheim, Born, Bracht, Breyell, Brüggen, Burgwaldniel, Dilkrath, Dülken, Grefrath, St. Hubert, Hüls, Kaldenkirchen, Kempen, Lobberich, Lüttelforst, Oedt, Schaag, St. Tönis, St. Tönisberg und Vorst.

Anm.1) Weihbischof von Münster wurde sein Bruder Clemens August Freiherr v. Droste-Bischering, von 1827-1836, wo er Erzbischof von Köln wurde.


Inhalt

Link Achtzehntes Kapitel: Die alte gotische Pfarrkirche