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Einundzwanzigstes Kapitel.

Das Pfarrwesen Lobberich's.

Soweit die geschichtlichen Nachrichten zurückreichen, war das Patronat der Pfarre Lobberich im Besitze des Cisterzienser-Nonnenklosters Helissen, in der brabantischen Stadt Halem, im Quartier von Löwen.1) Fahne schreibt hierüber in Band I. I. Abt. S. 281: "Das Patronat der Kirche zu Lobberich samt dem Zehnten, worauf es haftete, war schon früh in die Hände des Frauenklosters zu Halem (dieses Cisterzienser-Nonnenkloster hieß eigentlich Rocheem, später Rottheem und lag in der brabantischen Stadt Halem, jetzt Halen an der Gete, im Quartier von Löwen) gelangt, und von diesem den Grafen von Molbach in der Art abgetreten, daß diese den halben Zehnten für 18 Schillinge jährlich in eigene Benutzung bekamen, die andere Hälfte aber dem Pastor von Lobberich überlassen mußten, der dafür 5 Schillinge jährlich dem Kloster zu bezahlen hatte. Alveradis von Molbach, die letzte dieses Grafengeschlechtes, übertrug mit Zustimmung des Klosters Halem ihr Patronatsrecht mit halbem Zehnten 1221 (Lacombl. II, 52) der Abtei Knechtsteden,²) wo nach ihrem Tode, 1245 am 26. April, ihr letzter Eheherr Otto von Wickrath, bestätigte (Lacombl.II, 151). Auch der Graf Reinrad von Geldern und dessen Frau Margaretha, welche an dem Patronate Ansprüche zu haben, behauptet hatten, verzichteten auf ihre Rechte zu Gunsten der Abtei Knechtsteden, wogegen diese 1328, den 30. August, sich verpflichtete, die Aniversarien der Grafen und Gräfinnen von Geldern zu feiern. (Ryhoff, I. 240.)" Soweit Fahne in Bocholtz I. Band.Er kann aber nicht in Allem Recht haben, denn die eine Hälfte des Zehnten zu Lobberich gehörte den Grafen von Geldern und wurde i.J. 1364 vom Herzoge Eduard von Geldern an den Grafen Johann von Mörs verpfändet; diese "Mörs'sche Pfandschaft" bestand noch zu Ende des vorletzten Jahrhundert. Die zweite Hälfte des

Anm. 1) Das Stift hieß nicht Halem, sondern Halissen oder Helissem, berühmtes Prämonstratenserkloster in Brabant, Helissem bei Thenen in Brabant.

2)Die Prämonstratenser-Abtei Knechtsteden, (Norbertiner)liegt im Kreise Neuß, jetzt in der Pfarre Straberg (neue Pfarre,) und vordem mit Straberg in der Pfarre Nievenheim. Die Abtei wurde 1130 gestiftet. Sie wurde 1802 aufgehoben. Der 51. und letzte Abt, Hendel, starb 1805. - Am 7. Juni 1869 brannte die herrliche Abteikirche samt den Klostergebäuden nieder. die Kirche wurde von einem Vereine von 1869 - 1890 wieder restauriert und aufgebaut. Die Abtei war 1895 Eigentum der Armenverwaltung zu Köln. Diese verkaufte einen Teil des Ganzen, 180 Morgen mit den Ruinen der Klostergebäude im J. 1895 für 180000 Mark an die Väter vom hl. Geist, welche die Gebäude wieder aufbauten. Gegenwärtig ist Knechtsteden ein Missionshaus der Genossenschaft der weißen Väter vom hl. Geist.

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Lobbericher Zehnten samt dem Patronate der Pfarrkirche daselbst, gehörte aber, wie wir ersehen, dem Kloster Helissem, wurde von diesem an die Grafen von Molbach abgetreten, und die letzte dieses Grafengeschlechtes, die Gräfin Alveradis von Molbach, schenkte im Jahre 1221 das Patronat und den halben Zehnten zu Lobberich der Abtei Knechtsteden. Einige Nachrichten über die Grafen von Molbach werden daher nicht ohne Interesse sein. Norrenberg 1) schreibt: "Die älteste uns bekannte, in Grefrath begüterte Familie ist die des Grafen von Molbach. Wie Kremer²) bereits andeutete und Müller³) wie uns dünkt, treffend nachgewiesen, sind die Molbach und Nörvenich identisch. Es war eins der Geschlechter, die als nach Ezzo's Tode (1035) der Stern des rheinischen Palatinates allmählich erlosch, namentlich aus den Getreuen Ezziden und Hezelinen stammend, mächtig in den Vordergrund unserer Provinzialgeschichte eintraten. Albert, Graf von Molbach-Nörvenich war einer der hervorragendsten Dynasten seiner Zeit. Er eheliche die Gräfin Adelheid, die Tochter Heinrich I. von Kuik und von mütterlicher Seite die Enkelin des berühmten Megingoz von Geldern. 4). Nach Alberts Tode beschloß Adelheid dem Andenken des Seligen durch die Gründung eines Kanonikenstiftes in Grefrath ein bleibendes Monument zu setzen. Sie schenkte dazu den in Grefrath gelegenen Herrenhof, ad campum und einige Gefälle in Nörvenich, Poll, Ludendorf, Dernach und Kleinwinter, sowie sie auch jeden Ministerialen ihres Dominiums verpflichtete, der neuen Stiftung testamentarisch ein Bestimmtes zu vermachen. Die Advokatur oder Schutzvogtei solle bei dem Geschlechte und den Erben Alberts bleiben. Diese Stiftung ward am 24. Mai 1177 von Adelheid, ihrer Tochter Alverad und ihrem Schwiegersohne, dem Gemahl Alverad's Wilhelm von Jülich vollzogen. Der genannte Stiftungsfond bestand mit Ausnahme des Grefrather Hofes, aus Nörvenich'schen Allodien; ob dieser dagegen auf Nörvenich'sches oder Kuik'sches Gut war, ist beim Fehlen aller Nachrichten nicht zu bestimmten. Wo der Herrenhof ad campum gelegen, ist ebenso ungewiß, wie denn überhaupt über das fernere Schicksal der Adelheid'schen Stiftung und eine eventuelle Ausführung nichts Sicheres bekannt ist. (Der Herrenhof ist wohl der spätere "Wehmshof" oder die jetzige Pastorat zu Grefrath, wie gleich näher ersichtlich ist).

Anm.1) Gesch. Grefrath, S. 14 und 15.

2) Akadem. Beiträge III, 13.

3) Annalen XXIV, 188 ff.

4) Fahne hat, wie wir nachher sehen, Aleidis als Tochter von Magingoz

Die Stiftungsurkunde der vorstehenden Stiftung lautet: 1) "Zum frommen Andenken an den Grafen Albert von Molbach, welcher am 21. Mai im Herrn Starb, befreie ich Aleida, seine Gattin, Alverada, meine Tochter und Graf Wilhelm, mein Schwiegersohn, die Kirche von Grefrath von der Verpflichtung, daselbst Ordensgeistliche anzustellen und gewähren den Ordensgeistlichen daselbst freie und kanonische Wahl eines eigenen Pfarrers. Wir vermachen daher der Kirche den in derselben Pfarre liegenden Herrenhof ad campum, welcher 18 solidi aufbringt, mit allem, was zu ihm gehört. In der Pfarre Nörvenich auf dem Landgut Rohde schenken wir ein Grundstück, welches 11 Malter Weizen aufbringt. In Poll schenken wir ein Grundstück, das 18 Malter Weiten abwirft, eins in Ludendorp, welches 10 Malter Weizen aufbringt und 10 Capaunen; in Dernau unsere Weingärten, ebenso in Kleinwinter. So sollen auch alle Ministerialen und alle, welche ein Allodium von unserem Grafen besitzen, der genannten Kirche etwas vermachen."

Nach Fahne, Bocholtz, 1. Band, 1 Abt., S. 276 hat die Gemahlin Albert's von Molbach als Tochter Megingoz, folgende Abstammung:

Begrinus, erster Graf von Geldern, 935 von Kaiser Heinrich ernannt: Sohn:

Megingoz, 944, stiftete Bilich bei Bonn 983, was Kaiser Otto 987, der Papst 997 bestätigt, wird 997 Graf genannt, gestorben 1001, begraben zu Bilich, als Heiliger verehrt, heiratete Gerberga, Tochter Gottfried's, Herzog von Moselanien, ging zu Bilich ins Kloster und starb daselbst gegen 997.

Kinder:

1. Gottfried, gestorben im Kriege gegen Böhmen.

2. Irmetrude, heiratete Theodorich, Herzog von Lothringen und

Moselanien.

3. Alverade, heiratete R. (Albert) Grafen von Molbach u. Nörvenich.Dies ist ein Irrtum Fahne's, denn die Gattin Alberts hieß Adelheid und war die Enkelin und nicht die Tochter von Megingoz.

4. Athela, erste Abtissin zu Bilich, 997, gestorben den 3. Febr. 1015,

heilig gesprochen.

5. Bertrade, Abtissin zu Maria im Capitol in Köln.

Tochter der unter 3 Genannten: Alverada,

Anm. 1) Lacomblet, Urkundenbuch I, 462 -Mooren, Erzdiözese Köln,

I. Bd., S. 243.

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erbte die Grafschaft Molbach, Vogtei über Stift Bilich u. heir. erstens Wilhelm I. Graf von Jülich, zweitens Otto von Wickrath.

In dem Besitze des Kirchenpatronates zu Grefrath, und des daselbst zum "Wedenhofe (Pastorat) gehörigen Zehnten, finden wir ebenfalls seit dem 13. Jahrhundert (1219) die 1130 gestiftete Abtei Knechtsteden.1)

Durch wen und wann Knechtsteden in diesen Besitz gekommen, ist unbekannt. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Knechtsteden ihn der Freigebigkeit derselben Persönlichkeit zu verdanken, durch welche die Abtei Knechtsteden auch in den Besitz des Kirchenpatronates und des Zehnten in Lobberich gelangte, nämlich der Gräfin Alveradis von Molbach. Die älteste Urkunde, von der Verbindung Grefrath's mit Knechtsteden datiert vom Jahre 1219, in welchem Papst Honorius III. unter den vom ihm bestätigten Gütern der Abtei, auch die Kirche von Grefrath nebst ihren Pertinenzien erwähnt.²) In der vom Kaiser Friedrich I. ausgestellten Bestätigungsurkunde der Knechtstedener Besitzungen³) vom Jahre 1155 ist Grefrath noch nicht genannt; der Erwerb des Grefrather Patronates fällt also zwischen 1155 und 1219. Im Jahre 1234 erfolgte eine neue Bestätigung der abteilichen Besitzungen von Seiten des Papstes Gregor IX., und wird unter denselben auch ein Hof zu Grefrath aufgeführt.4) (Es ist dies der spätere "Wedenhof" oder "Wehmhof" (Pastorat) zu Grefrath, welcher außer den Latengütern einen "Beifang" von 77 Morgen Ackerland und 18 Morgen Holzgewachs hatte. 1618 wurde der Ertrag auf 750 Daler abgeschätzt. Am 25. Juli 1618 wurde dieser Hof, dessen Einkünfte bis dahin an die Abtei abgeliefert wurden, mit Genehmigung des Bischofes von Roermond dem Pastor und dem Kaplan zu Grefrath zur Bestreitung ihres Unterhaltes angewiesen.)

Um dieselbe Zeit, i.J. 1221, bestätigt der Propst Lupertus des Prämonstratenserkapitels Helissem in Brabant die Lobbericher Schenkung der Gräfin Alveradis von Molbach an Knechtsteden; der Lobbericher Zehnte war nämlich an die Kirche von Helisssem churmudspflichtig.5). Wie wir bereits wissen, waren die von Molbach auch in Grefrath begütert, und also die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, sondern sehr wahrscheinlich,

Anm. 1) Grefrath hatte 2 Zehntherren, (wie auch Lobberich,) nämlich den Kirchenpatron /Knechtsteden) und den Besitzer des Donkerhofes, unter welche der große, wie der Flachszehnte, in 2 gleichen Hälften geteilt war.

2) Cartular, der Abtei, S, 9, in Düsseldorf

3) Lacomblet, Urkunden-Buch 1, S. 384.

4) Gelen, farr.

5) Lacomblet, Urk.-Buch II S 96 u 291.

daß auch von ihnen das Knechtstedener Patronat über Grefrath herrührt. In der Bestätigungsurkunde des Papstes Gregor IX. vom Jahre 1234 steht Grefrath bereits in gleicher Linie mit den übrigen Besitzungen Knechtsteden's.

Wie wir vorhin bereits ersehen, übertrug die Gräfin Alveradis von Molbach, die letzte dieses Grafengeschlechtes, mit Zustimmung des Klosters Helissem, ihr Patronatsrecht mit halbem Zehnten zu Lobberich i.J. 1221 1) der Abtei Knechtsteden, was nach ihrem Tode am 26. April 1245, ihr letzter Eheherr Otto von Wickrath bestätigte.2) Auch der Graf Reinard von Geldern und dessen Frau Margaretha, welche an dem Patronat Ansprüche zu haben behauptet hatten, verzichteten auf ihre Rechte zu Gunsten der Abtei, wogegen diese 1328, den 20. August sich verpflichtete, die Aniversarien der Grafen und Gräfinnen von Geldern zu feiern,³) Die diesbezügliche Urkunde lautet: 4) "Wir Johannes, von Gottes Gnaden Abt und der ganze Convent des Klosters Knechtsteden thun allen, welche Gegenwärtiges sehen oder hören, zu wissen kund, daß wir wegen der bedingungslosen Collation, welche uns und unsere Kirche durch Reinald, Grafen von Geldern, glücklichen Andenkens und seine Gemahlin Margaretha betreffs der Kirche von Lobberich gewährt ist und besonders wegen der Bestätigung und Durchführung durch dessen Sohn Reinald uns und unseren Convent verpflichten, jährlich ein Aniversar zu halten für Otto und seine Gemahlin, Reinald und dessen Gemahlin Margaretha, Reinald und dessen Gemahlin Sophie. 1328, am Tage nach dem Feste der Enthauptung des hl. Johannes des Täufers.5)

Anm. 1. Lacomblett, II, 52.; 2) Lacomblet, II. 151

3. und 4. J. A. Ryhoff, I. Nr. 222, S. 240.

5. Diese Grafen waren:Otto II. von Naussau, Graf von Geldern, gestorben den 10. Januar 1271; Margaretha von Cleve, seine erste Gattin, gestorben 1251, Philippa von Ponthieu und Monstreuil, zweite Gattin, lebte noch 1271. Reinald I. Graf von Geldern, sein Sohn, gestorben den 9. Oktober 1326; Irmgard von Limburg, seine erste Gattin, gestorben 1283; Margaretha von Flandern seine zweite Gattin, gestoben 1321. Reinald II.Graf von Geldern, sein Sohn, regierte seit September 1318, wurde den 19. März 1339 Herzog von Geldern und starb den 12. Oktober 1343; Sophia von Mecheln, seine erste Gattin, starb 1329; Eleonore von England, seine zweite Gattin starb 1355. Sie ruhen im (ehemaligen) Kloster Grafenthal (Neukloster zu Asperden bei Goch.- Der Abt Johannes, der 22. Abt des Klosters Knechtsteden seit 1321; dessen Verwaltung gereichte dem Kloster nicht zum Segen. Er verkaufte das Patronatsrecht der Kirche von Rommerskirchen, manche Zehnten und Güter. Abt Johannes mußte in Folge seiner Verwaltung das Kloster verlassen. Wo er gestorben ist, ist unbekannt.

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zu Lobberich liegen folgende urkundliche Nachrichten vor: Bereits unter dem 39. Abte von Knechtsteden, Erhard Stralgen, welcher 1543 bis zu seinem Tode, 1573, die Abtswürde bekleidete und vordem Pfarrer zu Lobberich war, wurde ein Vertrag zwischen diesem und dem Konvent Knechtsteden einerseits und den Geerbten und Einwohnern Lobberich's andererseits verabredet und beschlossen, wonach die Abtei Knechtsteden den Einwohnern Lobberich's ihren halben Zehnten gegen jährliche Lieferung einer bestimmten Taxe Früchte für immer überließ1), dagegen die Gemeinde Lobberich "dem Gotteshaus Knechtsteden des Kirspelshof, von diesem genannt, darauf ein anwesender Pastor zu Lobberich wohnet, mit Land, Sand und allem Zugehör, Recht und Gerechtigkeit, alle Zeit ewiglich erblich und eigentümlich habe, nutze und gebrauche, dagegen aber jährlich erblich 11 Malter Roggen und 11 Geldgulden, die von alters her (von diesem Hofe) der Kirche von Lobberich bezahlt worden, weiter bezahle." Dieser Vertrag, der zwar nicht bestätigt, blieb stillschweigend weiter bestehen.

Im Jahre 1575 ersuchten der Adel, die Scheffen, Geschworenen und Vorsteher Lobberich's den Abt und Konvent zu Knechtsteden, das früher getroffene Abkommen zu bestätigten. Am 12. Juli 1621 bestätigte hierauf der 42. Abt von Knechtsteden, Leonhard Teveren, sowie der Ordensgeneral und der ganze Konvent dieses Abkommen "für ewige Zeiten" unter folgenden Bedingungen. Die Abtei enthält sich zu ewigen Zeiten des Einscheuerns der Zehntfrüchte aus dem Felde, dagegen liefert die Gemeinde Lobberich "für ewige Zeiten" jährlich auf St. Andreas-Aposteltag oder längstens acht Tage darnach, 85 par Korns, halb Roggen, halb Hafer und 100 Steine Flachs, gute Marktwaare, wie Erbrente, frei und kummerlos; ferner erhält die Abtei Knechtsteden den bisher gewesenen "Kirspelshof", mit seinem Baumgarten, Ländereien, Busch und Gerechtigkeit, mit der Berechtigung, denselben verkaufen, versetzen, seines gefallens und besten Nutzens nach, ohne jemandes Einrede; dagegen soll die Abtei Knechtsteden dem Kirchspiel oder der Kirche "erblich und ewiglich" wie von altersher dieser Kirspelshof auch gethan hat, jährlich 11 Malter Roggen und 11 Goldgulden zahlen. Auch

Anm. 1) Vergl. das Kapitel der Zehnte und die Lobbericher Zehntherren.

soll die Abtei den "Schatz" (Steuer), den die Vorsteher auf den Kirspels- (jetzt Pfarr-)Hof gesetzt haben, jährlich bezahlen.

Ferner, was der Abt und Konvent von Knechtsteden sonst als Zehntherr zu thun schuldig war, bleibt für "ewig" fortbestehen, nämlich "ein Sprinckrindt und einen Beer" (Zuchtstier und Eber) zu halten und das Dach des Chores der Kirche in Reparation zu unterhalten."1)

Der nunmehrige Pfarrhof wurde schon vor dem definitiven Besitze Knechtstedens von einem Brandunglücke heimgesucht. Der Catalogus Pastorum ²) enthält hierüber folgende Nachricht: "Ehrwürden Pater Mathias Meler aus Süchteln, Pfarrer dieser Kirche hat gleich nach seiner Einführung (1608) einen Brand durchgemacht. Er hat aber Mittel gesammelt und auf dem Pastoratsplatze außer dem Hause noch verschiedene Gebäude aufgeführt. Er leitete die Kirche lobenswert vom Jahre 1608 bis 1622, darauf wurde er Pastor in Geilenkirchen. Im Jahre 1642, unter dem Pfarrer P. Norbertus (getauft Mathias) Pricken, einem geborenen Lobbericher, wurde das Pfarrhaus ebenfalls durch Brand beschädigt und erneuert.³) Im Jahre 1643 schreibt Pfarrer Pricken 4):"Der Pastor bezahlt von dem Wiedenhof jährlichs 11 Malter Roggen und 11 Goldgulden (an die Kirche, welche Goldgulden laut des aufgerichteten Zehnten-Kontrakts bezahlt werden wie von Alters her, nämlich mit 17 1/2 Gulden. (Dasselbe wird 1659 bestimmt 4). Im Jahre 1706 ließ der Pfarrer Pater Theodor Rütger Borgs (von 1711 bis 1724) ließ zu einem großen Teil das Dach der Pastorat erneuern und ein neues steinernes Thor (das heutige Eingangsthor an der Straße) bauen.6) Der Abt Leonhard Jansen von Knechtsteden, unter dem Pfarrer Pater Tils (1728 bis 1736) ließ ebenfalls im Jahre 1732 am Pfarrhause bauen, wie die noch vorhandene Inschrift auf einem Treppengeländer des Anbaues der Pastorat beweist. Der vorgenannte Abt Leonhard Jansen (der 47. Abt von Knechtsteden, von 1728 bis 1754) ließ unter dem Pfarrer Pater Leonhard Jansen von Lobberich (von 1736 bis 1758) daselbst im Jahre 1740 ein neues Pfarrhaus auf der alten Stelle er-

Anm. 1) Kirchenbuch 1, S. 2a und 3

2) Kirchenbuch 1 und 2, und Clemen, Kunstdenkmäler des Kreises

Kempen, S. 109.

3) Clemen, Kunstdenkmäler des Kreises Kempen, S. 109.

4) Kirchenbuch 1, S. 18, Kirchenbuch 2, S. 75 a

5) Clemen, Kunstd. d.Kr. Kempen, S. 109 u. Krchbch. 1. u. 2.

6) Clemen, Kunstd. d.Kr.Kempen, S. 109, Krbch.1, 145 a.

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bauen.1) Am 24. Mai 1740 wurde der Grundstein zu diesem Neubau (dem jetzigen Pfarrhause) gelegt und der Bau durch den Meister Jorris (Georg) Schuren aus Lobberich ausgeführt. Im Jahre 1863 ließ der Pfarrer und Dechant Krins das jetzige Pfarrhaus ganz umbauen. Das der jetzigen neuen Kirche zu liegende Buchenholz ließ der jetzige Pfarrer Hegger bald nach seiner 1867 erfolgten Einführung (1869) ausroden und davon einen Baumgarten anlegen; aber auch dieser mußte i.J. 1890 ausgerodet werden, da der Platz in den jetzigen Umgebungsplatz der Kirche fiel. Die vor dem Pfarrhause (gegenüber dem jetzigen Krankenhause, auf dem Rasenplatze) liegende Scheune des Pfarrhofes ließ Pfarrer Hegger ebenfalls i.J. 1874 abbrechen und im selben Jahre den schönen Anbau am Pfarrhause ausführen. Obwohl der Pfarrhof zu Lobberich seit dem Jahre 1621 Eigentum der Abtei Knechtsteden und somit Klostergut war, so haben doch die Gemeinden Lobberich und Grefrath, wo, wie wir gesehen, der nämliche Fall vorlag, ihre Pfarrhöfe vor der Säkularisation i.J. 1802 zu wahren und ihren Pfarrkirchen zu erhalten gewußt.

Da Visitationsprotokoll des Dechanten des Dekanates Krickenbeck aus den Jahren 1709 bis 1714 ²) giebt uns folgende Einkünfte und Verpflichtungen des Pfarrers von Lobberich an: "Das Präsentationsrecht der Pastorat hat der Abt von Knechtsteden. Der Pastor muß an allen Sonn- und Festtagen das Hochamt halten und unter demselben predigen, Nachmittags die Vesper singen, und nach derselben Christenlehre halten, in der Woche 2 hl. Messen lesen, am Mittwoch und Samstag. Die Einkünfte sind der Ertrag von 18 Morgen Acker lang; außerdem hat er aus einer Stiftung des Abtes das Pfarrhaus mit 38 Morgen Ackerland und ungefähr 3 Morgen Wald; dazu hat er vom Abt jährlich 30 Scheffel Weizen und Hafer, mit der Verpflichtung, einen Stier und einen Eber zu halten.³)

Anm. 1) Kirchenbuch 1, S. 145a. Um Irrtum vorzubeugen, bemerkt Pfarrer Leonhard Jansen zu Lobberich, gebürtig aus Jülich, daß der Abt Leonhard Jansen zu Knechtsteden, gebürtig aus Frelenberg bei Geilenkirchen, kein Verwandter von ihm war. Abt Jansen baute neue Pfarrhäuser in Frimmersdorf und Lobberich und die Totengruft in Knechtsteden.

2) Norrenberg, Gesch. Grefrath, S. 125.

3) Zu den Renten der St. Sebastianus-Bruderschaft hatte ehedem der Pfarrer auch beizutragen: das Kirchenbuch 1, S. 91a schreibt:"Der Pastor von den "Schutzbaumgart" 3 Sester Raggen. Diese sind gelöst durch den Prälaten von Knechtsteden, Leonard Teveren Anno 1632 mit 100 Gulden, welche mit jährlicher Pension von der Gemeinde zu fordern ("von der Bruderschaft.")

Den Kaplänen, sowie den Beneficien und ihren Inhabern sind nachfolgend besondere Abschnitte gewidmet, weshalb wir an dieser Stelle davon Abstand nehmen können.

Die Pfarrkirche besitzt auch ein Archiv, über dessen Schicksale das 4. Blatt des "Kirchenbuches 2," angelegt 1643, sowie das 4. Blatt des "Kirchenbuches 2," angelegt 1659, welche die Beweggründe für deren Anfertigung aufführen, Nachricht geben:1) " Wir sehen und hören täglich, daß bey wehrenden Kriegszeiten durch Beraubung und Abbrennungh der Kirchen, Todt und Vernachläsigungh der Inspektoren und Administratoren - Segell und Breiff - verloren gehen, gleich gotsleider derr viel bei unsern Vorsesen undergegangen - danhero - solchen in unser Kirchen zu Lobrich vorzukomen - haben wir Pastor Norbertus Pricken, vom Adell Junker Johann von Bocholtz zum Hove, Arnolt von Bocholt zu Bocholt, Kirchmeister Teisken op den Stein und Johann in der hasert, sämtliche Scheffen Johann Hessen, Gerhard Dorkes, Johann Schifflers, Reiner Backes, Jacob Trepges, Johan in ghen Dael, Gerard to Runkouen, Geschworn Friedrich tho Brock, Gerard Thonis, Pauwels Mobiß, Perken an gehn Endt, Johan Müllers, Peter in der Aleen, Perken Winckels mit vorgehendem Rath, woll wissentlich, durch gemelten Pastoren alle fundationes, fraternitas, onera pronentes, commoda, iura, eccesie nostre, so ncoh resteren, in orginalibus als auch allen Heberegistern gegenwerdigen Buch lassen einschreiben, dabei ordinirt, daß hernegst diesen Kirchenbuch nit inserirt werde - es geschehe denn mit zeitlichen Herrn Pastoren eigener kundiger Hand vorwissen unser, und gegenwerdigtkeit zweier Scheffen und eines zeitlichen Kirchenmeisters anno reparatesalutis 1643.

Es müssen noch Urkunden von mehreren Stiftungen fehlen, z.B. von den Vikarieen, deren Patron die Familie von Bocholtz war ( mit Ausnahme der des Antoniusaltares, dessen Patron ebenfalls die Familie von Bocholtz war und die vorhanden ist) - von der Kaplanei u. -Sie sind wohl in dem Archiv, wie vorhin erwähnt, untergegangen. Daß Einiges verloren gegangen, beweisen verschiedene Stellen der genannten Kirchenbücher 1 und 2. So schreibt Pfarrer Pricken bezüglich der Stiftung der Vikarie des Antoniusaltares von Johann von Besel genannt von Reyde und Katharina von Bocholtz vom Jahre 1486, bezüglich einiger verlorener Renten dieser Stiftung:²) "Johann

Anm. 1)Auch Fahne, Bocholtz, 1., 1. Abt, Seite 285 hat diese Urkunde

2) Kirchenbuch 1, S. 22 a

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von Rheyde hat gestiftet 18 Malter Roggen, diese sind durch den Freund des Testators verkleinert auf 14 1/2 Malter Roggen; hernach ist solche Fundation also verkleinert worden, daß sie nunmehr nicht mehr austhut als 4 Malter Roggen und 2 Faß, welche der Vicarius oder Rektor jährlich bekommt von der Delle1) und hat zum Unterpfand 7 Morgen Land laut Obligation."

Ueber eine Rente von 2 Malter Roggen des Antonius-Altares (wohl ebenfalls zur v. Besel-Reyd'schen Stiftung gehörend) welche auf Meweß-Gut im oberen Bocholt stand, schreibt Pfarrer Pricken²):Da die Urkunde betreffs der Stiftung im Archiv nicht mehr vorhanden ist, habe ich, Norbertus Pricken in Köln am 18. März 1645 dem ehrw. Herrn Tilman Kox, den einstigen Rektor des Altares des hl. Antonius, um Auskunft gebeten. Er antwortete: "Ich habe die vorhandenen Papiere mit nach Süchteln genommen." Der Pastor ging darauf mit dem Vicar Johann Karckes nach Süchteln, fand aber nichts. Die Hessen hatten /1642) alle Briefe vernichtet." Ueber dieselbe Stiftung schreibt Pfarrer Pricken an anderer Stelle:³) "Die Originalbriefe dieser Malter sind verkommen. Durch Plünderung Süchteln's, wie Herr Tilman Kox noch expreß von Köln aus, am 18. März 1645 schreibt." An dritter Stelle schreibt Pfarrer Pricken hierüber:4) " Ich habe mich mit dem Vicar, Herrn Johann Karckes nach Süchteln begeben, ohne daselbst etwas von den Urkunden zu finden. Aber der Neffe des Herrn Tilman, Mathias, sagte, er habe nach der Plünderung der Stadt einige zerrissene Schriftstücke zerstreut liegen gesehen; daraus müssen wir den Schluß ziehen, daß Herr Tilman Kox Recht hat, wenn er angiebt, er habe sie da verloren." Endlich an vierter Stelle schreibt Pfarrer Pricken über diese Roggenlieferung: 5) "Die Original-Stiftungs-Briefe sind verloren zur Zeit des hessischen Krieges (1642) dieweil Herr Tilman Kox, Vicarius, die unter seine Papiere mit nach Süchteln geflüchtet und durch die Plünderung desselben Ortes verkommen, wie ich selbst mit dem Herrn Vicarius Johann Karckes allda gewesen in selbem Haus, die Dose eröffnet gefunden, und die Papiere hin und wieder zerrissen und zerstreut gefunden."

Anm. 1) Ist der Dellenhof zu Hinsbeck, welcher mit 7 Morgen Land

1479 zu diesem Zwecke angekauft war. Diese Rente wurde noch

i. J. 1840 an den Vikar mit 7 Malter 2 Faß Roggen vom Besitzer

des Dellenhofes und 4 anderen bezahlt.

2) Kirchenbuch 2., S. 50b und 51.

3) Kirchenbuch 1., S. 23

4) Kirchenbuch 1., S. 13

5) Kirchenbuch 1., S. 22 a

An älteren Meßstiftungen werden unter andern erwähnt: 1)

Meßstiftung des Herrn Hermann von Bocholtz, Militär,um 1470;

3 Wochenmessen und Armenspende von Johann von Besel, genannt Reyde, und Katharina von Bocholtz, von 1468 (1479, 1483, 1486) fundiert mit 17 1/2 Malter Roggen ²).

Singmesse für Goert von Bocholtz, gest. vor 1534, die von Johann (seinem Bastard) vermerkt wurde. Eduard von Bocholtz und Maria von Brochhausen stifteten gegen 1530 zu Ehren der Sebastianus-Antonius-Bruderschaft für sich eine jährliche Gedächtnisfeier, die anderwärts näher beschrieben ist, und für die Priester ein gemeinsames Mahl. (Dieses Jahrgedächtnis und Mahl besteht noch unter dem Namen: Herren-Jahrgedächtnis.) Auch sollte an diesem Tage den Armen Schuhe und Tuch gegeben werden- Die dafür ausgeworfene Rente von jährlich 15 Goldgulden ist eine für die damalige Zeit sehr große Summe.³) Meßstiftung von Rütger von Weuelkouen (Wevelinghoven) und Trin seiner Ehefrau v. J. 1539.

Meßstiftungen des hochw. Herrn Johann Außhem aus Lobberich, vom Jahre 1537.

Meßstiftung von Wilhelm und Jan op den Stroeck, vom Jahre 1540.

Meßstiftungen vom hochw. Herrn Symon auf dem Strauch aus Lobberich, vom Jahre 1561.

Meßstiftung des hochw. Herrn Paulus thoe Broeck aus Lobberich, Vikar, vom Jahre 1544.

Meßstiftung von Andreas tho Broeck, vom Hofe aus dem Sassenfeld, gestiftet 1593, für "dessen Hofes ad - und nachsterbende Blutsfreunde. - "Auf bestimmtem Tage wurde und ist, " so schreibt Pfarrer Pricken, 4) für die Hausarmen gespendet 7 1/2 Faß Roggen, welches die Erben selbigen Hofes an die Mühle mußten thun und von der Mühle mußten überliefern, und das Erbe Dorkesgut, neben dem Kirchhof, welches das auf seine Kosten mußte backen lassen. Weil nun aber

Anm.:

1) Kirchenbuch 1. und 2, Fahne 1, 1. Abt., S. 285.

2) Kirchenbuch 1. und 2, Fahne 1, 1. Abt., S. 285 und Fahne 2, S. 79, 80, 82 und 83.

3) Verschiedene andere alte Meßstiftungen sind in den Kapiteln "Die Vikarien" und die "Benefizien" genannt.

4) Kirchenbuch 1., S. 7a und Kirchenbuch 2, S. 30a und 31

5) Brockerhof zu Sassenfeld; die Stiftung besteht noch jetzt 1902. Dreis tho broeck war i.J. 1676 Geschworener Lobberichs.

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dieses Haus ruiniert und der Bauplatz für den Kirchhof (zur Vergrößerung 1651) durch den Pastor einesteils, und von Adel, Scheffen und Geschworene andernteils, angekauft, soll fürderhin den Backlohn der zeitige Kirchmeister bezahlen." Diese "singende Messe" muß auch nach der Urkunde der Pfarrer am ersten Freitag in der Fasten halten. Er erhält dafür 1 Faß Roggen, der Küster 1/2 Faß; auch die "Hausarmen" erhalten an diesem Tage die genannten 7 1/2 Faß Roggen zu Brot gebacken (1 Faß sind 4 Viertel.)

Wöchentliche Meßstiftungen von Dam (Adam) op den Kamp, vom Gute "auf dem Kamp", vom Jahre 1615; derselbe stiftete auch 100 Gulden für eine Sonntagsfrühpredigt. - Diese Stiftung wurde reduciert auf die Hälfte, da das Gut auf dem Kamp verteilt und die Erben einerseits, die Hälfte der Stiftung zahlen, die andere Seite aber nicht zahlen wollte, weshalb jährlich nur 26 hl. Messen waren.!)

Meßstiftung der Eheleute Godart von Bocholtz und Judith von Geldern, vom Jahre 1622.

Geschenk von 200 Goldgulden von Johann tho Heidhusen zu demselben Zwecke, 1622.

Wöchentliche Meßstiftung von Thöniß (Anton) Pauels, genannt "Pauwels-Thöniß", vom Pauelshof in Nieder-Bocholt, gestorben 1636, vom Jahre 1636.²)

Peter Wittlinger, gebürtig aus Lobberich, Rentmeister zu Haus Flaßrath zu Straelen ( und Haus Broeck, Brockerhof zu Lobberich) und seine adelige Frau Katharina von Blittersdorf, stifteten 1661 für sich und ihre Anverwandten ein Jahrgedächtnis in der Lobbericher Kirche und schenkten dazu 1200 Gulden à 20 Stüver, welche Summe beide Eheleute dem Kirchspiel Lobberich zur Abtragung einer gleichen Schuld, die in Kriegszeiten für Militär-Executionen bei dem Kloster "St. Maria Garten" in Roermond aufgenommen war, vorgeschossen hatten. (Kirchenbruch 2.) (Ueber ihn hat Fahne, 1, 1. Abt. S. 311 noch: Peter Cupers, alias Wittlings, genannt Rentmeister zu Flaßrath. Er wird hier wegen seines Vaters Cuper und wegen seines neuen Wohnsitzes (zu Lobberich) Wittlings, den er gekauft hat, genannt: dieser Fälle in Lobberich nennt Fahne S. 311 mehrere.)

Schenkung des Gert Jannis von 200 Goldgulden für eine Seelenmesse 1684.

Meßstiftung von Drutgen Rosen in dem Sassenfeld 1672.

Meßstiftung von Johann und Bilgen ahn der Hasert 1670.

Anm. 1) Kirchenbuch., S. 4 a und Kirchenbuch 2, S. 7

2) Kirchenbuch 2., S. 11, 11a und 12.

2 Meßstiftungen für Görtgen in dem Heidenfeld und Efgen seine Schwester; sowie je eine für Johannes Müllers und Gerhard Dörkens, ohne Datum.

Wöchentliche Samstagsmesse des Pfarrers für Maria Reiners, ohne Datum.

Meßstiftung von Heinrich Heine, Junggeselle auf Heinenhof im Runkouen, 1686.

Meßstiftung von Jan auf dem Wyer, 1688.

Meßstiftung von Tilman Teggers, 1699.

Stiftung einer Singmesse auf Bartholomäus für Maria Alexandrine von Bocholtz, 1698.

Meßstiftung von Rütger Kessels, Junggeselle, 1718.

Meßstiftung von Abetgen Mertens und Familie 1718.

Meßstiftung von Vikar Johann Pricken aus Lobberich, gestorben 1721.

Meßstiftung von Theodor Kox, 1722.

Meßstiftung von Johannes Hormans, 1724.

Meßstiftung von Drutgen Wolters, 1759.

Meßstiftung von Pfarrer Stemmler, 1811.

Meßstiftung der Feiherrlichen Familie von Bentinck, durch Freiherrn Max von Bentinck, vom Jahre 1818 1). Von den neueren Meßstiftungen ist eine von Nikolaus Königs, gestorben 1889 bemerkenswert, da am Tage dieses Jahrgedächtnisses die Armen Brot und Weißbrot erhalten.

An Kirchenrenten incl. der Meßstiftungen hat das 1659 angelegte Kirchenbuch 2) welches bis 1825 fortgeführt ist, 53 Positionen, ²) an Wachsrenten 6 Positionen.3)

Die Armenunterstützung ruhte in alter Zeit in der Hand der Kirche und hat das erwähnte Kirchenbuch 2 ca. 75 Positionen Stiftungen, respektive Stiftungskapitalien für die Hausarmen. 4) An größeren Stiftungen für die Armen resp. Hausarmen, kommen im Kirchenbuch vor: 5) Die schon 1477 erwähnte Antoni-Fabiani- und Sebastiani-(Unterstützungs)Bruderschaft, (die Sebastianus-Schützenbruderschaft;) sie besaß 1635 jährlich an Korn 11 Malter 1 Sester, an Geld 17 Gulden 10 1/2 Stüber. Die schon 1516 erwähnte Bruderschaft B. Maria V., (ebenfalls eine Unterstützungsbruderschaft, die Junggesellenbruderschaft) sie besaß um dieselbe Zeit 13 Malter 1 1/2 Faß Roggen und 2 Gulden 11 Stüber an Geld. Beide Bruderschaften hatten

Anm. 1)Kirchenbuch 2., S. 171a u. 172.

2) Kirchenbuch 2., Blatt 75-79 und 144 - 165.

3) Kirchenbuch 2., Blatt 79.

4) Kirchenbuch 2, Blatt 86-130; die Sebastianus-Bruderschaft. Kirchenbuch 1, Blatt 91-92; Kirchenbuch 2, Blatt 130-134. 5) Auch Fahne, 1. Band, 1. Abt., Seite 285.

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aber auch aus ihren Einkünften noch andere Ausgaben zu bestreiten, z.B. zum Gehalte des Vikars und Lehrers beizutragen, wie wir später noch sehen werden. Symon auf dem Strauch aus Lobberich, Kanonikus zu St. Gereon in Köln, schenkte am 13. Januar 1532 500 Gulden à 20 Stüber venloer Währung zu diesem Zwecke; Joachim Gelis 1712 100 Gulden und die Eheleute Johann Wilhelm von Bochoiltz und Anna von Hoensbroich vermachten 1678 eine jährliche Rente von 15 Thaler, um jährlich 5 Arme zu kleiden. Die anderen Hausarmen-Legate sind meistens von 25 - 30 Gulden.

Ueber den Küster hat das Kirchen-Visitationsprotokoll des Dechanten des Krickenbecker Dekanates vom Jahre 1709 - 1714 1):"Der Küster wird angestellt von dem Pastor, den Adeligen und der Gemeinde. Er bekommt von jedem Hause ein Brot, von einigen ein 12pfündiges, von andern ein 15pfündiges. Er erhält 2 Flor. für das Salve-Regina-Singen während der Fastenzeit." Die schon mehrfach genannten Kirchenbücher I und II ²) haben noch folgendes: "Der Küster hatte 1650 sein Einkommen in Kopulationsgebühren und Toten-Fackeln; dann jährlich ein Brot von jedem Hause und Hofe in der ganzen Pfarre; 1 1/2 Gulden vom B.-M.-V.-Altare für Wein und Licht von einer Seelenmesse; 1/2 Malter Roggen und einen Königsthaler jährlich vom Antoniusaltar; 3 1/2 Gulden für das tägliche (ewige) Licht, das Läuten des kleinen Glöckleins und für das Singen des Salve Regina während der ganzen Fasten; 178 Gasten und 3 Schoppen ( vier auf eine Gast gerechnet) jährlich, halb Roggen, halb Hafer, aus verschiedenen Höfen; unter diesen werden folgende 35 als Haupthöfe, jeder mit 3 Gasten, aufgeführt:

1. Ingen Dahl,

2. Wemesbroeck,

3. Scheifflerhof,

4. auf der Kaulen,

5. Jan Eggen,

6. Eggen-Neuhoff,

8. Harmes-Gut,

9. Pauwelshof,

10. Hegholzhof,

11. Hoeferhof,

12. Haus Bocholt,

13. Halfmann daselbst,

14. Joachim an der Stegen,

Anm. 1) Gesch. Grefraths, Seite 125,

2) Acuh in Fahne Bocholtz, 1. Bd. 1. Abt. S. 285.

15. Immenkarts, Merri,

16. Wolfsbosch,

17. Abelsgut,

18. Heinenhof,

19. Stallbergshof,

20. Lewergut,

21. Bertengut,

22. Jelishof,

23. Zeyershof,

24. Haus Broeck ( Brockerhof)

25. Ritterhof /Haus Ingenhoven),

26. Tilman und Jan zu Heythauß,

27. Gerhard Dorken,

28. Merselhof,

29. Gortsgut,

30. Breyendonksgut,

31. Harmeshof in Sassenfeld,

32. Ferffershof,

33. Brocker Dries (Sassenfeld),

34. Backesgut und

35. Dyckesgut (Dixkesgut).

Bis Anfangs 1600 mußte der Küster zu allen Messen Wachs und Wein liefern; da aber durch den Krieg seine Einkünfte verringert wurden, so übernahm die Pfarrgemeinde von allen nicht fundierten Messen die Ausgabe.

Als Küster werden uns genannt: Goert Crieckenbeck, gewesener Küster vor 1660, 1) i.J. 1660 wurde Antonius Ceupers als Küster vom Pfarrer, Scheffen und Geschworenen angestellt. Im Jahre 1706 wurde Peter Wolters durch den Pfarrer, die Besitzer der Häuse Bocholtz und Ingenhoven und die Scheffen als Küster und Schulmeister angestellt, welche Aemter er bis 1722 bekleidete. Küster der letzten Zeit waren: Paul Reiners, lange Jahre, gestorben 1890 und seitdem Ernst Kamper aus Wegberg.

An Kapellen waren ehedem und sind zum Teil noch erhalten ²): Die St. Nikolauskapelle an der Linde, am Nordende des Ortes, gegenüber der jetzigen neuen Pfarrkirche.³) An derselben war ein Spritzenhaus angebaut. Längst vor dem Bau der neuen Pfarrkirche wurde Kapelle und Spritzenhaus in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts abgebrochen; die in ihr gewesene Statue des hl. Nikolaus steht jetzt in dem in der Nähe gelegenen Krankenhause, dem "St. Marienhospitale", welches eine Filiale der Fanziskanessen aus Münster ist; an demselben wirkten 1901 10

Anm. 1) Seine Ehfrau hieß Drutgen, Gertrud.

2) Fahne I, 1. Abt. S 286.

3) Sie lag an der Linde, in dem Dreieck zwischen den drei Wegen.

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Schwestern.1) Die Kapelle in der Burg Bocholtz im Kaiserturm. Im Jahre 1531 wurde sie mit einer Wachsrente bedacht, i.J. 1678 stifteten die Eheleute Wilhelm von Bocholtz und Anna von Hoensbroich in ihr eine wöchentliche Singmesse auf jeden Donnerstag. Sie ist in der Turmruine, samt ihrem Gewölbe noch zur Hälfte erhalten.

Die Kapelle im Thorbau oder der Vorburg der Burg Bocholtz; dieselbe ist samt dem Thorbau noch vollständig erhalten.

Die Kapelle in der "Burg zu Lobberich", (im Orte, Haus Ingenhoven",) im westlichen Eckturm; dieselbe ist noch schön erhalten.

Das "Hagelkreuz" am Westende, einige Minuten vom Orte. Diese noch heute bestehende Kapelle wird schon im Ehekontrakte zwischen Arnold von Bocholtz und Maria von Spee, am 23. Juni 1612 als Grenzscheide genannt. Die jetzige Kapelle ist ein Bau des 17. Jahrhundert, darin ein 1,50 Meter hohes, hölzernes Kruzifix, mit gut durchgeführtem Körper aus derselben Zeit.²) Neben demselben steht jetzt seit 1898 der "Wasserturm". Ehedem gehörte der Platz der Kirche; derselbe ist jetzt Eigentum der Civilgemeinde. Urkundlich kommt über diese Kapelle Folgendes vor:³) "Im Jahre 1640, den 6. Juny in vigilia venerab. sacramenti inpresentia generosorum Joannis aegidy de Bocholtz respective prepositi s.erucis etc. ist pastor, von Adel, sampliche Scheffens und Geschworens an den hagel Crutz versamlet gewesen, bey sich habende den Landmesserr von Dulken, und alda den plats zu besichtigen und das Crutz her und wieder, welches jährlich mehr- und mehr abgebouwet und verkleinert worden und hat sich befunden, noch alte leuth memoria und kundschaft - das der Platz herkommende aus heithausen gut, das Creutz aber erbauwet von die Erbgenamen des Hauß Bocholtz, zum wenigsten groß muß sein ein sesterstatt, ob woll etliche vermeinten, ein vierdel bleicks, darüber der Landmesser solches abgemessen und mit holtsere paelen abgezeignet." Ferner hat das Kirchenbuch unter obiger Urkunde noch:4) Gemäß beygezeichneter Karte ist Obenbemelder Sesterstatt in beysein der Herren Pastoren Kempen, Bürgermeister Haanen, Kirchenmeister Jakob Wittlings, (71 Jahre alt,

Anm.:1) Die Kapelle im Krankenhause nebst der alten und neuen Pfarrkirche sind an anderer Stelle näher beschrieben.

2) Clemen, Kunstdenkmäler des Kreises Kempen, Seite 109; Fahne

2, Seite 185 und 186.

3) Fahne, 1, 1. Abt., S 286, Kirchenbuch 1, Seite 17 a,

Kirchenbuch 2, Seite 74 a.

4) Kirchenbuch 1, Seite 17 a.

gestorben 1829) und anschließenden Eigentümern Johann Schöfges und Johann Dammer, von Geometer H. Thieme von neuem abgemessen und in Steine gelegt worden 1820, den 16. May. B. Kempen Pfr."

Die "Heiligenhäuschen" im Felde. Dieselben, auch "Fußfälle" genannt, standen am Feldwege von Sassenfeld dem Dorfe zu eins und zwar in der Nähe des ehemaligen, jetzt abgebrannten Dreßkes- oder Waisenhofes.1) Dieses war von der im Sassenfeld ansässigen Familie Thoenes von Thoeneshof, laut der Inschrift i.J. 1719 erbaut; von dem letzten männlichen Sprossen dieses Hofes, Gregor Thoenes, i.J. 1879 neu aufgebaut,ist es bald nachher abgebrochen.2) Zwei andere,die zwischen der Landstraße und dem Heidenfeld lagen, sind in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts ebenfalls abgebrochen; wo die 4 anderen gelegen, oder ob, wie wohl anzunehmen ist, daß "Hagelkreuz" das siebente war, ist mir nicht bekannt. Clemen ³) sah im Pfarrarchiv eine "Fundatie der prozesse tot de nueuw opgerichte seven statien by het Dorp Lobberich." Mir ist dieselbe nicht zu Gesicht gekommen. Nach Vorstehendem wäre also ehedem eine Preozession zu diesen jetzt verschwundenen Stationen oder Fußfällen gezogen. Da das am Sassenfeld i.J. 1719 erbaut war, werden die übrigen auch wohl diesem Jahre entstammen.

Die Kapelle im Sassenfeld (das "Heiligenhäuschen an der Soup") besteht heute noch.

Die "Eremitage" an der Straße von Lobberich nach Boisheim, am Südende des Ortes Lobberich, die noch besteht, (in der Nähe des jetzigen neuen Friedhofes) ist ein einfacher und nüchterner Kapellenbau des 18. Jahrhunderts. An dem das Innere abschließenden Gitter befindet sich die Jahreszahl 1747. Auf der Altarmensa ist eine lebensgroße Kreuzigungsgruppe aus der Mitte des 18. Jahrhundert, an den Seiten links St. Franziskus, rechts St. Vinvenz von Paul, Holzfiguren derselben Zeit in 3/4 Lebensgröße. 4) Bei dieser Kapelle lag im vorletzten Jahrhundert eine Klause, in der ein handeltreibender Eremit wohnte, woher die Kapelle die Eremitage genannt wurde. Diese Klause wurde zu Ende des vorletzten Jahrhunderts von dem Grefrather Räuberhauptmann Mathias Weber genannt Fetzer überfallen und geplündert. Um diese Zeit war ein gebürtiger Leuther, Peter Dückers, (im 80.Jahre

Anm. 1) Dieser gehörte dem Waisenhause zu Venlo.

2) In den 90er Jahren; Ruinen deselben sind noch vorhanden.

3) Clemen, Kundstdenkm. des Kreises Kempen, S. 104.

4) Clemen, Kunstdenkmäler des Kreises Kempen, S. 109.

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als Wirt zu Leuth, 1850, gestorben) Handelsknecht des Eremiten.

Als der Eremit und sein Handelsknecht die Klause überfallen sahen, wollten sie, die damals ein wenig isoliert wohnten, das Glöcklein der Klause ziehen, um Hülfe herbeizurufen. Aber Weber-Fetzer, der dies vorausgesehen, hatte vorher das Seil oben am Glöcklein durchschnitten, weshalb die beiden der Plünderung Weber's und seiner Spießgesellen ruhig zusehen mußten. Fetzer hatte wohl richtig bei dem handeltreibenden Eremiten baares Geld vermutet, welches damals rare Ware war. Obwohl nicht hierhin gehörig, werden einige Notizen über Weber-Fetzer nicht ohne Interesse sein. Der Räuberhauptmann Fetzer, -oder wie sein eigentlicher Name lautet - Mathias Weber oder Wesers, der Schrecken der Justizbehörden gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts, war geboren zu Grefrath, im Kreise Kempen i.J. 1778. Sein Vater war Bandwirker, trat aber als Unteroffizier in Wesel in preußische Dienste, desertierte 1795 und ging unter die österreichischen Ulanen, wonach er gänzlich verschollen ist. Sein Sohn Mathias vermietete sich mit 12 Jahren bei einem Bauer als Schweinehirt. In dieser Stelle zogen seine kecken Streiche und sein munteres Benehmen die Aufmerksamkeit der Gräfin von Neerdonk zu Vorst auf ihn, die ihn als Hausknecht engagierte. Ein Zwist mit dem Hausgeistlichen veranlasste ihn in dem holländsichen Regimente Douglas Dienste zu nehmen. Nach 1 1/2 Jahren desertierte er und machte die erste Bekanntschaft mit einem Mitgliede der Banden, welche damals unsere Gegend drangsalierten. Die politische Not unseres Vaterlandes, der Haß gegen die Eroberer, das Stocken von Handel und Gewerbe, schuf eine goldene Räuberzeit, die den wunderbar organisierten und teilweise aus reich begabten, aber sittlich heruntergekommenen Menschen zusammmengesetzten Banden Eigentum und Leben der unglücklichen Bewohner preisgab. Fetzer, oder wie sein eigentlicher Name war, Weber, schwang sich bald durch seine außerordentliche Verwegenheit, Geistesgegenwart und Klugheit an die Spitze der sogenannten krefelder oder westfälischen Bande. Auf alle Abenteuer Fetzer's einzugehen, ist hier nicht angängig. Die bekannteren sind:

Der Ueberfall des Pfarrhauses des lutherischen Predigers Pithan in Mülheim a.d.R., die humoristische Plünderung der Klause des handelteibenden Eremiten zu Lobberich, 1) der Einbruch in das Neußer

Anm. 1) Norrenberg, Gesch. Grefrath, S. 48 sagt irrtümlich die Klause des handeltreibenden Eremiten bei Crefeld, muß aber bei Lobberich heißen.

Rathaus, der Sturm auf das Abdeckerhaus zu Giesenkirchen und der Raub bei einem Juden zu Hörstgen. 1798 war nach der Organitsation der französischen Verwaltung unsere Gegend kein günstiger Tummelplatz mehr für die Räuber und die krefelder Bande siedelte unter Fetzer's Anführung nach dem Oberrhein über. Hier wurden von der Bande, die zuweilen mit dem ebenfalls berüchtigten Räuberhauptmann Schinderhannes (Johann Bückler, genannt Schinderhannes, zu Mainz, 24. Jahre alt, am 21. November 1803 mittelst der Guillotine hingerichtet) und seinen Spießgesellen vereinigte, mehrfach förmliche Schlachten mit den überfallenen Dörfern geliefert. Aber noch raffinierter als im Rauben war Fetzer im Ausbrechen aus seinen Gefängnissen. Kein Schloß widerstand ihm, und gelang ihm nicht die Flucht durch die Thür oder Fenster, so durchbrach er gewöhnlich die Plafondecke. Im Sommer 1802 wurde er in Bergen im Hessischen erwischt und vor dem Polizeikommissar Keil gleichzeitig mit dem Schinderhannes auf der Wasserdiligenze nach Köln gebracht und in einem eingesetzten Spezialgericht am 17. Februar 1803 wurde Mathias Weber genannt Fetzer zum Tode verurteilt und wenige Tage später mittelst der Guillotine zu Köln hingerichtet. Wie er selbst nach der Verurteilung erzählte, hatte er den Namen "Fetzer" von seinem Dreinschlagen, wenn es zum Handgemenge kam, erhalten. Außer den im Jähzorne ausgeführten Morde seiner Frau, hatte er nach seiner eigenen Angabe in 6 Jahren 178 Einbrüche und Diebstähle verübt. Er starb, noch nicht 25 Jahre alt, ebenfalls so keck und gleichmütig, wie er gelebt hatte. Fetzer war, wie die Gerichtsverhandlungen ausweisen, ein sehr talentvoller und geistreicher Mensch aus dem etwas Tüchtiges hätte werden können, wenn das Geschick ihn von Kindheit an auf andere Fährten geführt hätte.1)

Folgende statistische Notizen geben uns den Stand der konfessionellen Verhältnisse der letzten 35 Jahre an:

Die Gemeinde Lobberich zählte

im Jahre 1868: 3828 Katholiken, 34 Protestanten, 7 Juden.

1872: 4100 Katholiken, 60 Protestanten, 10 Juden.

1888: 6590 Katholiken, 170 Protestanten, 15 Juden.

1890: 7000 Katholiken, 180 Protestanten, 15 Juden.

Anm.: 1)Norrenberg, Gesch. Grefrath's S. 47 und 48 und Aktenmäßige,

Gesch. der Rhein. Räuberbanden von Rauchhaupt, 2. Teil Kreuznach, 1892.

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im Jahre 1894: 7600 Katholiken, 230 Protestanten, 20 Juden.

1896: 7290 Katholiken, 236 Protestanten, 17 Juden.

1898: 7333 Katholiken, 236 Protestanten, 16 Juden.

1901: 7441 Katholiken, 250 Protestanten, 13 Juden. 1)

Nach einer Notiz im kirchlichen Taufbuche, jetzt im Gemeindearchive, wurden in der Pfarre Lobberich gebraucht:

Zu Ostern 1656: 1125 hl. Hostien

1657: 1050 hl. Hostien

1663: 1225 hl. Hostien

Anm. 1) Schematismus in der Diözese Münster aus den Jahren 1868, 72, 88, 90,94, 96, 98 und 1901.

Die sonstigen kirchlichen Vereine sind an anderer Stelle erwähnt, aber zweier wollen wir, als kirchlich-soziale Vereine, auch an dieser Stelle gedenken. In erster Linie ist dies der Gesellen-Verein, welcher im Jahre 1865 vor dem damaligen geistlichen Rektor der Rektoratschule, dem hochw.Herrn Gerhard Pickers, (dem ersten Präses, zur Zeit Pfarrer in Alpen) gestiftet wurde. Der Gesellenverein besitzt seit dem Jahre 1896 ein eigenes Vereinshaus. Diesem Vereine schließt sich eng der "Lehrlingsverein" an.

Im Jahre 1894 zählte der Gesellenverein 106 Mitgl.

1896 130 " "

1898 107 " "

1901 107 " "

Der "Lehrlingsverein" hatte im J. 1896: 50 Mitgl.

1898: 50 Mitgl.

1901: 78 Mitgl.1)

Anm.

1) Schematismus der Diözese Münster a.d. Jahren 1895, 96, 98 und 1901.


Inhalt

Zweiundzwanzigstes: Die Vikarie oder Kaplanei und ihr Einkommen.